O’gstapft is! 4 Schneeschuhtouren im Allgäu und in Oberbayern

Manche können im Winter gar nicht genug Trubel bekommen, andere wiederum lieben die frostige Ruhe in den Bergen. Beim Schneeschuhwandern lässt sich diese ganz besonders genießen. Aber wohin soll’s denn gehen? Wir haben hier vier Schneeschuhtouren für EinsteigerInnen und Fortgeschrittene ausgesucht.

Schneeschuhtouren können vieles sein. Echte Passion und regelmäßiger Wintergenuss, aber auch einfach eine willkommene Alternative im Skiurlaub. Einfach mal etwas weniger Skizirkus und Ruhe tanken! Bei unseren vier Touren findet sich für jeden Anspruch etwas. Wir haben mit dem Schwarzen Grat eine recht kurze Einstiegstour zum Schnuppern und beim Zwiesel eine einfache, aber doch schon etwas sportlichere Tour auf einen Aussichtsberg. Die Wanderung auf den Jochschrofen liegt gleich bei einem Skigebiet und bietet eine schöne Alternative und der Hirschhörndlkopf ist die abgeschiedene Variante. 

Wichtig: Macht nur, was ihr euch wirklich zutraut, und beachtet die Sicherheitshinweise. Dann warten mit den vier Touren wunderbare Wintererlebnisse auf euch.


TEXT UND FOTOS: André Tappe

Schwarzer Grat – Vorallgäuer Wintertraum

Allgäu

Er liegt zwischen Kempten und Isny und ist trotz seines gefährlichen Namens ein wunderbarer Einstiegsberg, um das Abenteuer Schneeschuhwandern zu testen. Der Schwarze Grat ist bereits Allgäuer, aber kein Bayer, sondern mit 1118 m der höchste Berg im würtembergischen Landkreis Ravensburg. Es handelt sich hier nicht um einen ausgesetzten Grat, er trägt seinen Namen aufgrund der dunklen Fichten und Tannen am Kamm. Was aber viel wichtiger ist, die Ecke ist ein echtes Schneeloch! Wer also nach viel Neuschnee gefahrlos auf einen schönen Aussichtsberg stapfen will, ist hier absolut richtig.

Vom Wanderparkplatz im Kreuzthal überquert man die Brücke und folgt rechts dem Forstweg ca. eine Stunde bergauf. Die letzten Meter werden auf einem wurzeligen Wanderweg (etwas Vorsicht mit den Schneeschuhen) zurückgelegt, bis man schließlich den Aussichtsturm am Schwarzen Grat erreicht. Hier lohnt sich ein Abstecher nach oben, der Blick vom Turm auf die Alpenkette ist sehr beeindruckend. Hier sieht man weit über das Allgäu hinaus. Nach einer kurzen Pause geht es auf dem gleichen Weg ein Stück bergab, dann weist ein Schild in Richtung Raggenhorn / Wenger Alpe. Diesem folgen wir und sammeln unseren zweiten kleinen Aussichtsgipfel ein. Danach geht’s an der Wenger Alpe (im Winter leider geschlossen) vorbei zurück zum Wanderparkplatz. 

Tipp: Auf dem Rückweg passiert man noch die Nachbildung einer Glashütte, hier lohnt sich ein Blick. Das Kreuzthal war durch die hohen Quarzvorkommen bis 1898 Glasbläserregion, wo die Glasbläser abgeschieden, tief im Wald ihrem Handwerk nachgingen. Im denkmalgeschützten Dorf Schmidsfelden kann heute ein Glasmuseum und die alte Glashütte besichtigt werden.

ANFAHRT
PKW:
Über Kempten, Leutkirch oder Isny ins Kreuzthal

CHARAKTER
HÖHENDIFFERENZ:
ca. 250 Hm
ANSPRUCH: leicht, für Kinder geeignet
DAUER: je nach Schneelage 2–3 Stunden

Über den Ornach zum Jochschrofen

Allgäu

Es gibt Regionen, die auch in immer wärmeren Zeiten noch gute Chancen auf Schnee versprechen. Eine davon ist das Oberjoch im Allgäu. Ein Grund ist hier sicher die hohe Ausgangslage. Der gleichnamige Ort liegt auf über 1100 m und ist ein echter Schneemagnet. Das macht die umliegenden Berge natürlich zu wunderbaren Schneeschuh-Destinationen. Während sich am markanten Iseler eher die Könner und SkitourengeherInnen im alpinen Gelände tummeln, hat die gegenüberliegende Seite auch Einsteigerrouten zu bieten – beispielsweise auf den 1625 m hohen Jochschrofen.

Gestartet wird an der Touristeninfo Oberjoch. Hier folgt man zunächst dem Weg in Richtung Alpe Kematsried und geht dann ein Stück auf dem Ornachrundweg (Winterwanderweg, meist geräumt), bis rechts der Weg in Richtung Ornach abzweigt. Hier dürfen die Schneeschuhe angelegt werden und es geht bergauf. Schließlich lässt man die Baumgrenze hinter sich und erreicht das offene Gipfelplateau. Hier führt der Weg zuerst zur Andachtsstätte auf dem Ornach und von dort weiter bergauf über den Kamm zum Jochschrofen. Der Blick in die Allgäuer Hochalpen und das weite Tal ist spektakulär.

Wichtig: Der Aufstieg ist verhältnismäßig sicher, die langen freien Südhänge zwischen Ornach und Jochschrofen bergen aber durchaus Lawinenrisiko und es sollte nicht direkt darüber abgestiegen werden. Ein Blick in den Lawinenlagebericht oder kurzes Nachhaken in der Touristeninfo ist auf alle Fälle ratsam. Wer hier weitere Streifzüge plant, ist zudem mit Lawinensicherheits-Ausrüstung gut beraten.

ANFAHRT
PKW:
Über Sonthofen oder Wertach nach Oberjoch
BAHN: Verschiedene Bahnverbindungen nach Sonthofen, von dort fahren Busse nach Oberjoch.

CHARAKTER
HÖHENDIFFERENZ:
Durch Passhöhe nur ca. 400 Hm
ANSPRUCH: Mittelschwer, etwas Kondition und bei Neuschnee Orientierung erforderlich, vor allem auf dem Plateau
DAUER: ca.  3 ½ Stunden, bei viel Neuschnee auch mal länger

Auf den Zwiesel – Isartalblick inklusive!

Bayerische Voralpen

Der Zwiesel und sein Nachbar, der Blomberg, sind die ersten »richtigen« Berge auf dem Weg in den Isarwinkel. Dementsprechend überwältigend ist die Aussicht ins Isartal und die Bayerischen Voralpen. Während der Blomberg als Tölzer Hausberg eher Ausflugsziel und großer Vergnügungspark ist, lässt sich der Zwiesel (1348 m) noch ganz klassisch erwandern – auch im Winter mit Schneeschuhen.

Die Tour startet am Parkplatz der Blombergbahn. Von hier aus führen zwei Forstwege direkt nebeneinander nach oben. Die steilere Rodelbahn und der breitere Zufahrtsweg, der auch als »Alter Zwieselweg« gekennzeichnet ist. Diesem folgt man kurz bergauf, bis an einer Abzweigung links ein Transparent abermals in Richtung Rodelbahn und Blomberghaus weist. Hier biegt man ab, der Weg ist uriger als die breite Fahrstraße. Nach ca. 45 Minuten kreuzen wir diese nochmals, schräg gegenüber zweigt aber gleich wieder der Wanderweg ab. Dieser verkürzt eine lange Serpentine des Fahrweges, den man nach einigen Minuten wieder erreicht und dem nun ein Stück bergauf gefolgt wird. Nach ca. 10 Minuten führt ein weiterer Pfad links in den Wald. Jetzt geht’s hinein ins Winterwunderland! Stetig führt der Weg zwischen dick verschneiten Fichten und Weißtannen nach oben, vorbei an einer ziemlich urigen Jagdhütte, bis er schließlich hinter der Kapelle am Blomberghaus endet. Hier lässt man sich vom Trubel nicht beirren und folgt der Forststraße am kleinen Lift vorbei in Richtung Zwiesel, dessen weißer Rücken mit der einsamen Fichte schon zu sehen ist. Nach einigen ebenen Minuten geht es im Wald rechts abermals steil nach oben. Nach dieser letzten Anstrengung ist der offene Gipfelrücken erreicht. An der Fichte vorbei stapft man auf diesem die letzten Meter zum Gipfelkreuz und genießt einen großartigen Blick auf die langgezogene Benediktenwand.

ANFAHRT
PKW: 
Über Bad Tölz zum Parkplatz Blombergbahn
BAHN: Mit der BRB von München nach Bad Tölz, von hier mit dem Bus zur Blombergbahn.

CHARAKTER
HÖHENDIFFERENZ:
ca. 650 Hm
ANSPRUCH:leicht, etwas Kondition erforderlich. Auf der Forststraße geht es sich je nach Schneelage anfangs besser mit Spikes. Auch für fitte Kinder geeignet.
DAUER:ca. 4 Stunden, bei viel Neuschnee auch länger
EINKEHR: Blomberghaus

TIPP
Bei Neuschnee in der Vorweihnachtszeit besonders schön.

Hirschhörnlkopf – der unscheinbare Schöne

Bayerische Voralpen

Wenn man in der Jachenau auf Tourensuche geht, gibt es sicher markantere Erhebungen – wie Benediktenwand, Rabenkopf oder Jochberg. Aber ganz hinten im Tal, beim Dorf Jachenau, da blitzt so ein weißer Kamm aus einem bewaldeten Berg – der Hirschhörnlkopf. Der ist durchaus ein lohnendes Winterziel mit wunderbarem Ausblick, vor allem mit Schneeschuhen. 

Der 1515 Meter hohe Berg wird vom Dorf Jachenau aus bestiegen. Vom Parkplatz am Schützenhaus folgt man der Beschilderung auf einen Forstweg, der entlang der kleinen Laine weiter taleinwärts führt und in einigen Kehren zum Fuß des Hirschhörnls leitet. Achtet hier auf die Beschilderung, die ist weiß mit rotem Pfeil und im Winter nicht immer gut zu sehen. Es gibt einige Abzweigungen entlang der Forststraße zu beachten. Nach ca. 45 Minuten endet diese und es zweigt rechts ein Steig in Richtung Hirschhörnlkopf ab. Dieser führt in Serpentinen nach oben, bis man schließlich die Baumgrenze passiert und bald darauf die Pfundalm (auch Bärenhauptalm) erreicht.

Von hier aus geht es auf dem freien Rücken weiter in Richtung Gipfelkreuz, welches man nach insgesamt 2 ½ – 3 Stunden Gehzeit erreicht. Auf dem gesamten Rücken eröffnet sich ein imposanter Blick über die Jachenau hinweg auf den Karwendel-Hauptkamm, den Walchensee und die Benediktenwand-Südseite. Der Abstieg erfolgt wie Aufstieg, die alternativen Wege führen im Winter durch ein Wildschutzgebiet, sind also nicht begehbar.

Wichtig: Auch wenn es hier nirgends Absturzgelände gibt, der Aufstieg zum Hirschhörnlkopf quert in Serpentinen im Wald mehrmals einen Steilhang. Ein kurzer Check des Lawinenlageberichtes und die nötige Sicherheitsausrüstung sind ratsam.

ANFAHRT
PKW: 
Über Bad Tölz zum Parkplatz Blombergbahn
BAHN: Mit der BRB von München nach Bad Tölz, von hier mit dem Bus zur Blombergbahn.

CHARAKTER
HÖHENDIFFERENZ:
ca. 650 Hm
ANSPRUCH: leicht, etwas Kondition erforderlich. Auf der Forststraße geht es sich je nach Schneelage anfangs besser mit Spikes. Auch für fitte Kinder geeignet.
DAUER: ca. 4 Stunden, bei viel Neuschnee auch länger
EINKEHR: Blomberghaus

TIPP
Bei Neuschnee in der Vorweihnachtszeit besonders schön.

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