Ich bin großer Fan der Serie »7 vs. Wild« und will selbst mal Bushcraft ausprobieren. Der Plan: 24 Stunden allein in einem Wald bei mir in der Gegend. Ist sowas überhaupt erlaubt?
Grundsätzlich stört es niemanden, wenn man im Wald übernachtet, so meine Erfahrung. Allerdings stellt meines Wissens sogar schon das Betreten des Waldes bzw. das Verlassen von Wegen in der Dunkelheit eine Ordnungswidrigkeit dar. So gesehen ist jegliche freie Outdooraktivität inklusive Übernachtung schon ein gesetzlicher Fehltritt. In meinen über 20 Jahren draußen bin ich ohne Anzeige oder Bußgelder durch die Wälder gezogen. Wie ich das gemacht habe? Immer mit Respekt in die Natur gehen, einen Draht zu Förstern und Jägern aufbauen, im Idealfall den Waldbesitzer um Erlaubnis fragen und keinesfalls in der ersten Nacht ein 4-Mann-Zelt aufstellen. Laut Gesetz wird ein Notbiwak mit Tarp/Plane geduldet, ein geschlossenes Zelt gilt dagegen als Wildcampen.
Aber Feuermachen ist nicht, oder?
Feuermachen ist in Deutschland ebenfalls verboten, stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und geht bis hin zur Straftat, wenn es zum Waldbrand kommt. Mein Grundsatz: Im Sommer ist Feuer im Wald absolut tabu, da es hier schnell zu Bränden kommen kann. Besonders Wurzelbrände entstehen sehr schnell bei trockenen und torfigen Böden und können tagelang unbemerkt unter der Erde schwellen. Aus diesem Grund ist ein geeigneter Untergrund (Feuerschale, Schamottsteine, etc.) für ein Feuer das A und O, wenn man unbedingt – auf Privatgrund versteht sich – ein Feuer entzünden möchte. Noch besser, man macht es im Herbst und Winter, wenn die Vegetation schön feucht und nicht brennbar ist. Und wenn Feuer in freier Wildbahn, dann am besten in einem sogenannten Hobo-Kocher. Dieser faltbare Kocher aus Metallplatten reduziert die Feuerentwicklung, schont den Untergrund und optimiert die Verbrennung, so dass nur feine Asche übrig bleibt, die keine Glutnester mehr enthält.
Wie sieht es außerhalb Deutschlands aus?
Viele Länder zeigen, wie es gehen kann und stellen sogar noch kostenloses Feuerholz bereit. In skandinavischen Ländern zählt das Feuer und das Übernachten in der Natur zum Jedermannsrecht und man muss keine gesetzlichen Konsequenzen befürchten. Ein Traum für Outdoorbegeisterte wie mich. Ich würde mir für Deutschland nichts lieber als einen »Outdoorschein« wünschen, mit dem man sich das Jedermannsrecht nach Deutschland holt.
Ich bin auch gerne in Ländern unterwegs, die es mit dem Übernachten und Feuer nicht so strikt sind. Ganz vorne dabei die Balkanregion. Hier haben die Menschen ganz andere Prioritäten als sich um Wildcamper zu scheren.
Was macht für dich die Faszination Bushcraft aus?
Ehrlich gesagt steht für mich nicht das Thema Bushcraft an erster Stelle, sondern allgemein Outdoor. Bushcraft ist für mich eher ein weiterer Schritt in Richtung Minimalismus und etwas weiter weg von der Moderne. Heruntergebrochen bedeutet Bushcraft nicht mehr als »Dinge bauen in der Wildnis«. Das kann man theoretisch auch in Jeans und gelben Regencoat, ist dann aber eher weniger naturverbunden. Da man sich ja beim Bushcraften eher mit der Natur im Einklang befinden möchte, nutzt ein Großteil der Community erdfarbene Ausrüstung, natürliche Materialien und meist nur eine Zeltplane und eine Wolldecke für die Nacht.
Wo informiert man sich am besten über das Thema?
Es gibt gute Bushcraft-Foren und unzählige YouTube-Kanäle, die sich tiefergehend mit diesem Thema beschäftigen, aber auch gute Bücher, viele davon im Globetrotter-Sortiment.