Fjällräven-Werkstatt: Die Ausrüstungs-Retterinnen aus dem hohen Norden

In der Werkstatt des Fenix-Kundenservices in Örnsköldsvik wird nicht nur defekte Ausrüstung und Kleidung für neue Abenteuer in Stand gesetzt. Die Näherinnen tragen mit ihren Erkenntnissen auch zur zirkulären Produktentwicklung bei Fjällräven & Co bei.

Seit 2009 arbeitet Marina Hermansson 2009 als Näherin in der Reparaturwerkstatt des Fenix-Kundendienstes in Örnsköldsvik, Schweden. Hier werden seit fast einem halben Jahrhundert Produkte von Fjällräven und anderen Unternehmen des Fenix-Outdoor-Konzerns repariert. Als Marina startete, war sie allein in der Werkstatt. Im Laufe der Zeit wuchs das Team und besteht heute aus fünf Näherinnen. “Es ist schön zu beobachten, dass Reparaturen in der Outdoor-Gemeinschaft immer wichtiger werden“, sagt Marina.

Die Reparaturwerkstatt ist etwa 500 Quadratmeter groß und beherbergt verschiedene Arten von Nähmaschinen, Stoffen und Ersatzteilen wie Zeltstangen, Knöpfe, Schnallen und mehr. „Wir haben einen großen Bestand an Originalteilen und Textilien, die bis in die 1970er Jahre zurückreichen. „Damit können wir auch alte Produkte reparieren und sicherstellen, dass sie ihr authentisches Aussehen behalten“, erzählt die Näherin.

Im Jahr 2022 reparierte das Team über 3.000 Produkte. Gleichzeitig arbeitet man eng mit dem Fenix-Kundendienst zusammen, der Beschwerden und andere Anliegen entgegennimmt: „Wenn wir ein gemeinsames Problem feststellen, wird es dokumentiert und an die Unternehmen weitergegeben. Auf diese Weise kann untersucht werden, wo der Fehler liegt – ein wichtiger Bestandteil der Qualitätskontrolle bei Fjällräven und anderen Fenix-Marken“, so Marina.

Verbesserung durch Werkstatt-Erkenntnisse

Die meisten Produktschäden sind auf allgemeine Abnutzung, Alter oder Unfälle zurückzuführen. Hier schätzen Näherinnen zunächst den Arbeitsaufwand und machen einen Kostenvoranschlag. Sobald der Preis akzeptiert ist, beginnt der Reparaturprozess.

 „Kein Reparaturauftrag ist wie der andere. Unsere Arbeit ist gerade deshalb so erfüllend, weil es immer wieder unterschiedliche Herausforderungen gibt, die kreative Problemlösungen erfordern. Und bei der Reparatur von alten Kleidungsstücken ist es faszinierend zu sehen, wie zum Beispiel eine Grönlandjacke vor dreißig Jahren hergestellt wurde“, sagt Näherin Eva-Lotta Göransson, die seit fünf Jahren in der Werkstatt arbeitet.

Ein wichtiges Kriterium für den ökologischen Fußabdruck von Outdoor-Produkten ist ihre “Reparierbarkeit” (engl. “Repairability”; bei Globetrotter eines von 10 Grünere-Wahl-Kriterien), sprich die Möglichkeit, einzelne Bestandteile einfach ersetzen oder flicken zu können, um die Lebensdauer zu verlängern. Bei Fjällräven etwa ist dies Teil der “Design-Guidelines”, nach denen neue Produkte entwickelt werden.

Hier werden auch die Näherinnen aus Örnsköldsvik involviert: „Wir, die Handwerker, machen der Designabteilung Vorschläge. Zum Beispiel, dass das Gummiband an der Kapuze einer Jacke leichter ausgetauscht werden kann, wenn die Kanäle auf der Außenseite angebracht sind“, erklärt Marina Hermansson.

Eva-Lotta stellt noch einen weiteren Trend fest: die Zunahme von Reparaturen an Vintage-Produkten. „Immer mehr Outdoor-Fans legen Wert auf die Erhaltung und Pflege ihrer Ausrüstung. Anstatt neue Gegenstände zu kaufen, wollen sie lieber ihre treuen Begleiter zu behalten”, erzählt sie. “Es macht natürlich besondere Freude, ein vierzig Jahre altes Kleidungsstück in den Händen zu halten, das schon so viel mit seiner Besitzerin oder seinem Besitzer erlebt hat – und es wieder für neue Abenteuer in Stand zu setzen.“

Die beiden Näherinnen meinen abschließend, dass das Thema “Zirkularität” im Bewusstsein der Kundinnen und Kunden generell wichtiger geworden ist und Reparaturen hier eine zentrale Rolle spielen: “Die Denkweise hat sich geändert. Viele wollen nicht einfach neue Produkte kaufen, sondern die Lebensdauer ihrer Kleidung und Ausrüstung verlängern. Nicht allein aus emotionalen oder Kostengründen, auch weil es nachhaltiger ist. Und dabei wollen wir sie und die Unternehmen gerne unterstützen”, so Marina.

Text: Philipp Olsmeyer