Goldene Wanderzeit

Der Herbst mit seinem wehmütigen goldenen Licht ist eine besonders stimmungsvolle Zeit für Wanderungen durch den Pfälzerwald. Mit etwas Glück erlebt man leuchtende Wälder und auf jeden Fall glühende Fantasyfelsen und romantische Burgruinen. Unsere Tipps für ein paar einfach umwerfende Wege.

Groß, größer, Napoleonsteig

Was soll man anderes sagen: Wunderschöne Tagestouren gibt es im Pfälzerwald wirklich allerhand. Natürlich ist dafür auch viel Raum, denn das UNESCO-Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen ist das größte Waldgebiet Deutschlands. Trotz großer Auswahl kann man also nicht falsch liegen oder besser gesagt schlecht wandern. Höchstens mehr oder weniger anstrengend. Der Napoleonsteig mit knapp zwölf Kilometern Länge zählt zu den weniger anstrengenden, oder wie man so schön sagt: zu den gut mit Kindern machbaren. Nahe Dahn bei Bruchweiler-Bärenbach beginnt die Wanderung durch das Herzstück des großartigen Dahner Felsenlands. Wie kaum anders zu erwarten, ziert ein stilisiertes Konterfei Napoleons die Wegmarkierung. Das ist immer recht auffällig, und überhaupt darf man sich über eine ziemlich unverläufliche Streckenführung freuen.

Das ist ihr durchaus hoch anzurechnen, denn die Verlockungen, vom rechten Weg abzukommen, warten beinahe hinter jedem Baumstamm. Es ist diese Mischung aus Laubmischwald – ja, der Mythos des deutschen Waldes liegt hier sehr greifbar in der frischen Waldluft – und den märchenhaften sandfarbenen bis in der Sonne rostrot glühenden Felsskulpturen, die darin immer wieder auftauchen. Und so wandert man von einem staunenden »Ah« und »Oh« zum nächsten und kommt irgendwann am Napoleonfels vorbei. Und stellt sich womöglich die Frage, was hat dieser Turm eigentlich mit Napoleon zu tun? Oder man lässt das alles ganz einfach nur ein bisschen traumwandlerisch vom federnden Waldboden beschwingt auf sich wirken.

Fantastische Zeit auf dem Rodalber Felsenwanderweg

Einmal schön im sternförmigen Zickzack, und das ohne allzu großes Auf und Ab, verläuft der Rodalber Felsenwanderweg um den namensgebenden Ort Rodalben herum. Aber dieser 44 Kilometer lange Rundweg hat es wirklich in sich: Nicht nur, weil in seinem Zentrum das ziemlich idyllische Rodalben, eingebettet in einem bewaldeten Tal, liegt, das vom Weg aus immer wieder aus einer anderen Perspektive zu sehen ist. Auch direkt am Weg wartet die Tour, die sich genießerisch auf zwei bis drei Tage aufteilen lässt, mit oft fantastisch anmutenden Felsgruppen auf. Bruderfelsen, Kanzelfelsen, Karl-May-Felsen – Felsen, Felsen, Felsen, und dennoch wird es nie langweilig.

Es scheint, als wollten sie sich gegenseitig übertrumpfen, die Fantasie immer wieder neu herausfordern oder den Betrachter einfach nur überwältigen. Da kommt am Ende die Bärenhöhle, mit 40 Metern Tiefe die größte der Pfalz, gerade recht. Denn hier kann sich die Perspektive einmal verengen und reduzieren und so das vom Felsenstaunen aufgekratzte Gemüt zur Ruhe finden. Auf so viel Spektakel in ihren Wäldern sind die Rodalber stolz, das merkt man, hört man doch abends schon einmal im Wirtshaus, wie ausgezeichnet der Felsenwanderweg sei. Jüngst wurde er bei einer Publikumswahl des Wandermagazins als einer der schönsten Deutschlands gekürt.

Hoch hinaus auf dem Pfälzer Höhenweg

Wer ein bisschen länger als ein Wochenende Zeit hat, zumindest leicht abenteuerlich veranlagt ist und die Beine einfach gerne laufen lässt, dem bietet sich etwa der Pfälzer Höhenweg an. 114 Kilometer führt er im nördlichen Pfälzer Bergland über wellige Höhenrücken. Dabei charakterisiert er sich durch den steten Wechsel von weiten Panoramaansichten über Wald, Wiesen, Felder und kleine Ortschaften, um dann wieder in den Wald selbst hinein abzutauchen. Von Winnweiler am Donnersberg wandert man auf sieben Tagesetappen im Halbkreis bis nach Wolfstein.

Gleich kurz nach Beginn geht es hoch hinaus. Nämlich auf den 687 Meter hohen Donnersberg, den höchsten Gipfel der Pfalz – die Besteigung des Donnersbergs wäre übrigens ebenso eine lohnende Tagestour. Unterwegs nach oben öffnet sich ein Fenster in die Vergangenheit, die Reste eines keltischen Ringwalls sind ein über 2000 Jahre altes Zeugnis menschlicher Anwesenheit auf dem Donnersberg. Vielleicht haben die Kelten den Gipfel strategisch genutzt oder einfach nur die endlos scheinende Rundumsicht genossen. Wer weiß? Zumindest die Aussicht wirkt noch ganz ähnlich: Eine so gut wie unverbaute Weite, die man nur noch selten hierzulande erlebt.

Bei den Burgruinen kann man sich ihrer strategischen Bedeutung hingegen sicher sein. Falkenstein thront trutzig über dem Ort auf einem Vulkanschlot, und von der Moschellandsburg kann der Blick ebenso ungehindert schweifen. Es sind romantische Bilder in Reinform, denen man auf dem Höhenweg begegnet und die im Wald noch lange nachhallen. Ein weiterer Höhepunkt dieses romantischen Bilderreigens ist Meisenheim mit seinen winkeligen Gässchen und Fachwerkhäusern. Und schließlich ist man förmlich berauscht von so viel Romantik, Weite, in der man sich bestens verlieren kann, und natürlich der frischen Höhenluft.

Unterwegs im Pfälzerwald

Eine große Zahl an Halbtages-, Tages- und Mehrtagestouren sowie drei Fernwanderwege eröffnen die Vielfalt des UNESCO-Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen. Neben dem vorgestellten Höhenweg sind das der Weinsteig und der Waldpfad. Der Weinsteig ist mit rund 172 Kilometern der längste und anspruchsvollste. Er verbindet die zwei Charakteristika – Wald und Wein – der Pfalz miteinander. Der Waldpfad (143 km) ist direkt mit dem ICE (Hbf Kaiserslautern) zu erreichen. Ihn zeichnen grandiose Felsen, Burgruinen, tief eingeschnittene Täler und Waldeinsamkeit pur aus. Infos über die Fernwanderwege findest du hier.

Für die Fernwanderwege sind auch Komplettangebote buchbar, bei denen du ohne Gepäck wandern kannst – es wird von Unterkunft zu Unterkunft transportiert. Infos hier.

Allgemeine Infos zu allen Touren, etwa zum Napoleonsteig, findest du im Wandermenü Pfalz.

                                                                   Text: Ingo Hübner  Fotos: Pfalz. Touristik e.V. / Dominik Ketz, Knut Pflaumer


Du willst noch mehr Inspiration für den Pfälzerwald? Hier geht es zu einer weiteren Reportage.