Zeitreise

Motorradtour Schwarzwald: Tipps und Routenvorschläge

Ein Motorradtrip durch den Schwarzwald bietet endloses Kurvenvergnügen zwischen tiefen Tälern und aussichtsreichen Höhen. Mittendrin liegt die Deutsche Uhrenstraße, die zu besonderen Chronometern führt und Einblicke in ein meisterhaftes Handwerk gewährt. Denn in Deutschlands höchstem Mittelgebirge ticken die Uhren anders – und aus mancher tönt zur vollen Stunde der Kuckucksruf.

  • Motorradtour Schwarzwald Kuckucksuhr

    Weltgrößte Kuckucksuhr.

  • Giesshuebel Motorradtour Schwarzwald

    Der Giesshübel im Schwarzwald.

  • Schonach Skulptur Schwarzwald

    Skulptur in Schonach.

  • Monreal Eifel

Die Römer sind schuld! Sie verliehen der damals mit finsteren Wäldern überzogenen Region den Namen »Silva Nigra« – Schwarzwald. Und der hat mehr zu bieten als Bollenhüte, Kuckucksuhren, Schinken und Kirschtorte. Mit reichlich Zeit im Gepäck wird die B 317 im kleinen Utzenfeld verlassen, um das Terrain östlich des Belchen (1414 m) zu erkunden. Die verheißungsvolle Bergstrecke über Wieden nach Gießhübel schraubt sich himmelwärts und schenkt immer neue, immer beeindruckendere Aussichten. Der nahe Schauinsland (1284 m), der Name ist Programm, weckt bei Black-Forest-Bikern Sehnsüchte, die aber nur unter der Woche gestillt werden können, da die mit Serpentinen bestückte Nordrampe an Wochenenden und Feiertagen für Motorräder gesperrt ist. 

Auf der Scheitelhöhe angekommen, geht der Blick zum weit entfernten Feldberg, der den Höhe- und Schlusspunkt der 250 Kilometer langen Rundtour bilden soll. Auf dem weiteren Weg passiert man unzählige, typische Schwarzwaldhäuser mit ihren weit ins Gesicht gezogenen Dachmützen. Die kurzweilige Strecke verliert nur langsam an Höhe, um jenseits von Kirchzarten erneut in sanften Bögen zum schmucken Sankt Peter aufzusteigen. Nach einem Besuch der barocken Benediktinerabtei und der Pfarrkirche »Peter und Paul« gleiten erfahrene Fahrer locker, leicht und flockig die Schwarzwald-Panorama-Straße hinauf zur Kandelhöhe. Der große Parkplatz am Rasthaus (Sattelhöhe 1200 m) ist nicht nur ein beliebter Bikertreff, sondern auch ein Panoramabalkon, der unvergessliche Blicke über den Kaiserstuhl und die Oberrheinebene bis zu den Vogesen bietet. 

Die sich anschließende Talfahrt versprüht ebenfalls keinerlei Tristesse und liefert den Fahrer wohlgelaunt ganz unten in Waldkirch ab. Gegen den Strom der Wilden Gutach, die sich aber als handzahm erweist, zieht eine facettenreiche Asphaltader durchs malerische Simonswälder Tal nach Furtwangen. Dort ist das Deutsche Uhrenmuseum die richtige Adresse, sich über die hiesige, traditionsreiche Handwerkskunst zu informieren. Holz aus den umliegenden Wäldern wurde vermutlich schon Ende des 17. Jahrhunderts in mühevoller Heimarbeit zu einfachen Zeitmessern verarbeitet. Handelsreisende verkauften und reparierten die rheinabwärts begehrte Ware, viele der preiswerten Holzuhren fanden auch den Weg ins benachbarte Ausland. Wortwörtlich hat sich im Laufe der Zeit vieles getan: Den Sand- und Sonnenuhren folgten mechanische Zeitmesser, die durch Federwerke oder Gewichte angetrieben wurden und später von batteriegespeisten Digital- und Funkuhren abgelöst wurden.

Wieder im Sattel und nun auf der B 500 nordwärts unterwegs, zieht es sich auf tausend Meter Höhe entspannt in weiten Schleifen durch Weiler und Wäldchen. Hinter Schönwald biegt man links ab und erreicht bald Schonach, wo sich 1984 die weltgrößte, aus Holz gefertigte Kuckucksuhr einen Platz im Guinness-Buch der Rekorde sicherte. Doch schon 1997 stieß die Uhrmacherfamilie Eble das Schonacher Exemplar vom Thron, als sie nach fünfjähriger Bauzeit ein noch größeres Pendant im Triberger Eble Uhren-Park präsentierte. 

Schwarzwaldmädel Gutach Bollenhut

Aus dem für seine eindrucksvollen Wasserfälle bekannten Ort führt die breite B 33 ins benachbarte Sankt Georgen. Nach einem kurzen Stelldichein mit der noch jungen Brigach wird die knuffige Schwarzwald-Topografie verlassen. Allerkleinste Landstraßen winden sich durch Felder, Wiesen und Dörfer. Die lässig zu bewältigenden Rechts-Links-Kombinationen enden erst in Niedereschach, dem Stammsitz von Touratech, einem bekannten Hersteller für hochwertiges Motorradzubehör. Anschließend am Ortsrand von Villingen-Schwenningen vorbei, das einst mit der Traditionsmarke Kienzle als größte Uhrenstadt der Welt galt, hält das Kurvengeschlängel weiter an. Das kleine Vöhrenbach wird von der Breg durchflossen. Den Spruch »Die Brigach und die Breg bringen die Donau zu Weg«, kennt im Schwarzwald jedes Kind. Grund für den seit fast fünf Jahrhunderten schwelenden Streit zwischen Furtwangen und Donaueschingen, wo nach Ansicht der Schwaben die einzig wahre Donau entspringt.

Der Straßenbelag liefert weiterhin ordentlich Grip und schlängelt sich an bewaldeten Kuppen entlang Richtung Neustadt. Es lohnt sich, die dortige B 31 bald zu verlassen und auf Nebenstrecken ans Westufer des Titisees zu fahren. Wer Badezeug dabei hat, stellt seine Maschine am Kurpark ab, der nicht nur ein schattiges Plätzchen am See, sondern auch eine Badestelle mit idyllischer Kulisse bereithält. Der Titisee ist relativ klein, nicht mal zwei Kilometer lang und nur bis zu 20 Meter tief, aber von hervorragender Wasserqualität. Erfrischt findet man sich auf der B 317 über den Feldberg wieder, mit 1493 Metern Gipfel des Schwarzwaldes. Wer jetzt alpine Serpentinen erwartet, wird bitter enttäuscht, denn der breite Asphalt führt nahezu kurvenlos über die wenig einladende Passhöhe Richtung Todtnau. Wie alle hiesigen Berge verdient er nur die Bezeichnung »Kuppe«, denn schroffe Felsen und steil aufragende Spitzen sind im gesamten Schwarzwald nicht zu finden – was aber die Freude am Fahren nicht wirklich stört!

  • Sankt Peter Motorradtour Schwarzwald

    Sankt Peter im Hochschwarzwald.

  • Motorradfahrer Motorrad Schwarzwald
  • Skulptur Sankt Peter Uhrenhaendler

    Uhrenmacher-Skulptur in Sankt Peter.

  • Triberg Eble Uhrenpark

    Der Triberger Eble Uhren-Park.

Die besten Strecken und Ausflugsziele für Motorradfahrer im Schwarzwald

Freunde charaktervoller Nebenstrecken finden ihr Kurvenparadies im Hotzenwald, der sich südlich des Feldbergs bis an die Schweizer Grenze erstreckt. Ein absolutes Muss ist die B 500, die als aussichtsreiche Schwarzwald-Hochstraße von Freudenstadt nach Baden-Baden führt. Mit ihren rund 60 Kilometern Länge ist sie die älteste, bekannteste und vielleicht sogar die schönste Touristenstraße des Schwarzwaldes. Für den Rückweg bietet sich das Gegenstück, die Schwarzwald-Tälerstraße an. Sie verläuft nahezu parallel und ist ebenfalls äußerst reizvoll.

Tipps zur Tourenplanung und Routenoptimierung

Je nach Lust und Laune lassen sich tolle Roadtrips planen: Ob klassisch mit einer detailreichen Straßenkarte oder digital mittels GPS. Downloads unzähliger Touren bietet der umfangreiche Internetauftritt des Kurvenkönig: www.kurvenkoenig.de 

Empfehlenswerte Unterkünfte und Restaurants entlang der Strecke

Im Hotel Lawine ankommen und sich sofort wohlfühlen – garantiert! Unter dem Dach des Schwarzwaldhauses in Todtnau-Fahl verbergen sich gemütliche Zimmer, eine urige Gaststube, leckere Köstlichkeiten und stets gute Laune. Im Biergarten am Bach kann die Tour entspannt ausklingen. Die Lage ist ideal für Fahrten in die nahe Schweiz oder in die benachbarten Vogesen. Info: www.lawine.de

Der Landgasthof Zur Burg liegt südöstlich des Titisees in Ewattingen an der wildromantischen Wutachschlucht im Südschwarzwald. Die meisten der behaglichen Zimmer verfügen über einen Balkon. Nach Genuss der gutbürgerlichen Küche steht die große Sonnenterrasse für die Tourenplanung bereit. Und der Rheinfall von Schaffhausen ist nur einen Katzensprung entfernt. Info: www.gasthof-burg.de

In der feuchten, dunklen Schlucht des Heubachs bietet sich die von Wind und Wetter geschwärzte Hexenlochmühle mit ihren zwei imposanten Mühlrädern zur Pause an. Selbstverständlich kommt dort eine Schwarzwälder-Kirschtorte auf den Tisch. Info: www.hexenlochmuehle.de

Sicherheitstipps für Motorradfahrer im Schwarzwald

Die Schwarzwald Tourismus GmbH fordert auf ihrer Internetseite nicht nur zu rücksichtsvollem Fahren auf, sondern bietet auch mehrere reizvolle Touren mit nützlichen Zusatzinformationen an. Info: www.schwarzwald-tourismus.info/erleben/adrenalin/motorrad

Die schönsten Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkte im Schwarzwald

Der baumlose Gipfel des Belchen (1414 m) bietet ein fantastisches Rundumpanorama und gehört zu den höchsten Erhebungen des Schwarzwaldes. Das dazugehörige Belchenhaus ist bewirtschaftet und bequem mit der Seilbahn von Multen aus erreichbar. Info: www.belchen-seilbahn.de

Die beeindruckenden Triberger Wasserfälle locken Jahr für Jahr unzählige Touristen an und zählen zu den höchsten der Republik. Kein Wunder, denn die Wassermassen stürzen spektakulär über mehrere Stufen 163 Meter in die Tiefe. Info: www.triberg.de 

Insider-Tipps von erfahrenen Bikern für unvergessliche Touren im Schwarzwald

Eine schmale, von Frostaufbrüchen gezeichnete Rampe windet sich kühn zum wenig bekannten Blauen empor. Auf dem 1165 Meter hohen Gipfel sticht ein stählerner Aussichtsturm in den Himmel und verwöhnt mit Blicken über das Markgräfler Land, das für seine ausgezeichneten Reben bekannt ist. Dahinter liegt die Rheinebene und am dunstigen Horizont grüßen die französischen Nachbarn.

Sehen und gesehen werden heißt es am Berghotel Mummelsee. Der große Parkplatz an der legendären Schwarzwald-Hochstraße ist ein gut besuchter Bikertreff. Gleich hinter dem sagenumwobenen Mummelsee ragt der höchste Berg des nördlichen Schwarzwaldes, die Hornisgrinde, mit 1164 Metern auf.


TEXT & FOTOS: Frank Sachau

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