Donner, Blitze und Starkregen sind nirgends schön, in den Bergen allerdings besonders gefährlich. Aber wie erkennt man die Vorzeichen eines Gewitters, wie reagiert man, wenn eins naht und wie verhält man sich, wenn man im Gebirge vom Unwetter überrascht wird? Wir sagen es Euch.
Wer viel in den Bergen unterwegs ist, kennt vermutlich die Situation: Eigentlich sah doch vorher noch alles total schön aus und jetzt grummelt es bedrohlich. Es wird immer dunkler und die schwarze Wand kommt näher und näher. Ein Gewitter zieht auf. Aber wie seid Ihr eigentlich in diese Situation geraten? Hätte es Möglichkeiten gegeben, diese zu vermeiden und vor allem was macht Ihr jetzt? Regenjacke überziehen und dann? Eine schwierige Lage.
Draußen ist es schwül? Dann bestehen gute Chancen, dass es an dem Tag noch ein Gewitter gibt. Die Hitze lässt Wasser am Boden verdunsten und diese sehr feuchte Luft ist wärmer als die Umgebungsluft. Warme Luft steigt nach oben und je größer der Temperaturunterschied ist, desto schneller passiert das. Eine große Cumuluswolke entsteht. Durch die immer kühleren Temperaturen in den hohen Luftschichten steigt die Luft immer schneller auf, die Wolke bildet einen kilometerhohen Turm. Eine Gewitterzelle, die bis in die Stratosphäre aufsteigt. Dort allerdings ist Schluss, da die Temperatur gleichbleibend kalt ist. Die Zelle breitet sich aus, bis sie sich schließlich entlädt.
In dem Wolkenturm werden die warmen Wassertröpfchen und Eispartikel aus den kalten Schichten wild umhergewirbelt werden. Es entsteht Reibung und dadurch Energie. Diese, so wird vermutet, lagert sich in positiver und negativer Energie in verschiedenen Bereichen der Wolke an, bis es letztendlich, an Stellen wo sich diese durch fallende Eispartikel vermischt, zu einem gigantischen Spannungsabbau kommt. Es blitzt. Durch den Blitz kommt es zu einer gewaltigen Verdrängung der Luft, ähnlich einer Explosion. Daher knallt es im Moment des Blitzschlages, was wir als Donner wahrnehmen. Da Licht schneller als Schall ist, sehen wir entfernte Blitze zuerst, bevor es donnert. Umso kürzer der Abstand zwischen Donner und Blitz, desto näher das Gewitter.
Wie genau der Prozess der Entladung zwischen Wolke und Erde zustande kommt, ist noch immer nicht final geklärt. Klar ist aber, welche Zerstörungskräfte ein Blitz haben kann.
(Quelle: Max-Planck-Institut)
Das Bergwetter ist häufig schwer prognostizierbar und gerade in den Bereichen der Höhenlagen sehr wechselhaft. Hier warme Luftschichten, da kalte, Wolken im einen Tal blauer Himmel im anderen. Die Vorhersagen sind oft sehr weiträumig gefasst, wie „Schwere Gewitter am Alpenrand“ oder „im Südosten Bayerns“. Oft weiß man zwar, dass Gewitter kommen, aber der genaue Ort ist unklar. Wie erkennt man denn, ob sich etwas zusammenbraut? Hier einige Vorzeichen bei der Wolkenbildung:
Cirruswolken und Cirrocumuluswolken sind dünne Wolkenfelder ohne definierten Rand. Hierbei handelt es sich um feine Eiskristalle, die in der Luft umhergewirbelt und als deutliches Anzeichen kalter Luftschichten gewertet werden. Sie sind häufig die Vorboten von Gewittern.
Sie sind Gut und Böse in einem. Vereinzelte Cumuluswolken, auch „Schäfchenwolken“ oder „Schönwetterwolken“ genannt, zeigen eine stabile Wetterlage an. Solange sie über den Himmel wandern ist alles im grünen Bereich. Werden aber aus großen Cumuluswolken sogenannte Cumulonimbus-Wolken, die zu einem Turm nach oben wachsen wie ein Blumenkohl, ist Vorsicht geboten. Erreicht dieser Turm große Höhen, kann er sich nicht mehr nach oben vergrößern. Er breitet sich zur Seite aus und verändert seine Form zu einem Amboss. Ein sehr sicheres Zeichen für ein Gewitter. Kommt eine solche Wolkenformation auf Euch zu, heißt es absteigen, die nächste Hütte aufsuchen oder anderweitig Schutz suchen
Diese meist tiefhängenden Wolkenschichten sind eher dunstig und breiten sich als zusammenhängender Schleier aus. Sie kündigen häufig einen Wetterwechsel und Niederschlag an. Das Trügerische an diesen Wolken, man sieht oft gar nicht, wo das Gewitter herkommt und wann es da ist, da man sich mitten in der Stratuswolke befindet und Geschehnisse in höheren Lagen gar nicht im Auge behalten kann. Also auch hier: Obacht!
In den Monaten Mai bis August sind Hitzegewitter sehr häufig. Vor allem nachmittags bauen sie sich manchmal so schnell auf, dass man ihnen nicht immer aus dem Weg gehen kann. Ihr habt also alle Vorsichtsmaßnahmen beachtet und werdet trotzdem von einem Gewitter überrascht? Dann müsst Ihr richtig reagieren.
Gipfelkreuze, Grate und Erhebungen sind die gefährlichsten Orte, an denen Ihr Euch bei einem Gewitter befinden könnt. Hier werdet Ihr zum höchsten Punkt in der Landschaft und somit zum lebenden Blitzableiter. Also gilt bei einem nahenden Gewitter vor allem eines: sofort runter! Auch wenn das Gipfelkreuz noch so nah ist
Recht sicher ist es mitten in Wäldern wenn ihr eher niedrige Baumgruppen aufsucht. Allerdings besteht die Gefahr von Windbruch. Auch Geländesenken auf Wiesen und freien Bereichen sind wenig gefährdet. Höhlen im Fels können ebenfalls Schutz bieten, sofern sie genügend Raum bieten um Abstand von den Wänden zu halten (mindestens 1,5 Meter). Am sichersten sind natürlich Schutzhütten oder Biwakschachteln mit Blitzableiter, diese sind allen anderen Orten vorzuziehen.
Eichen – Buchen – egal! Einzelne Bäume sind bei Gewitter kein Ort, um Schutz zu suchen. Sie ziehen als hoher Punkt Blitze an und können bei einem Treffer geradezu explodieren, da das Wasser in ihrem Inneren in Millisekunden verdampft. Zudem kann der Baum komplett in Flammen aufgehen und es besteht die Gefahr eines Blitzüberschlags.
Gewitter sind meist mit Starkregen verbunden und Bäche sowie Flüsse schwellen in Minuten an. Haltet Euch daher von wasserführenden Gräben, Klammen und Rinnen fern.
Wenn ihr im freien Gelände, beispielsweise einer Bodensenke ausharren müsst, legt Euch nicht flach auf den Boden, da sonst bei einem nahen Blitzeinschlag die Gefahr von Schrittspannung deutlich höher ist. Geht in die Hocke, in eine Kauerstellung. So seid Ihr klein und es berühren nur die vorderen Schuhbereiche den Boden. Im Idealfall stellt Ihr Euch auf eine isolierte Unterlage, wie einen Rucksack oder das Kletterseil.
Klettersteige versprechen Sicherheit im alpinen Gelände, werden aber bei Gewitter schnell zur tödlichen Falle. Ihr hängt direkt am leistungsfähigsten elektrischen Leiter weit und breit. Hier gilt: möglichst absteigen und den Steig umgehend verlassen. Auch am Einstieg nicht in der Nähe des Drahtseils warten.
Eispickel, Steigeisen, Wanderstöcke oder Karabiner sind starke Leiter und sollten nicht direkt bei Euch bleiben. Deponiert sie in einiger Entfernung von Euch.
Trifft ein Blitz direkt auf den menschlichen Körper und geht durch ihn hindurch, besteht kaum eine Überlebenschance. Blitze geben bis zu 20.000 Ampere in Sekundenbruchteilen frei, das führt zum sofortigen Herzstillstand. Der direkte Treffer ist aber eher selten. Deutlich größer ist die Gefahr von Blitzschlägen in folgenden Fällen:
Opfer derartiger Blitzschläge haben deutlich bessere Überlebenschancen, vor allem bei sofortiger Ersthilfe. (Quelle: https://www.vde.com/de/blitzschutz)
(Quelle: ARDalpha)
Gewitter in den Bergen sind mit das Gefährlichste, was auf einer Tour passieren kann. Man ist häufig in exponierter Lage und somit die ideale Angriffsfläche. Hinzu kommt die massive Kraft der Elemente. Wind und Wasser sorgen für Sturzbäche, Flüsse schwellen an, Schlammlawinen und Erdrutsche sowie umstürzende Bäume und Steinschlag sind oft die Folge. Die Berge sind bei Unwetter kein schöner Ort.
Daher gilt vor jeder Tour: Wetterbericht checken. Zieht ein Gewitter auf, findet die Tour besser nicht statt. Auch wenn man vermeintlich noch ein, zwei Stunden Zeit hat, kann es deutlich schneller da sein, als vermutet oder angegeben. Geht Ihr morgens los und wisst, es ist für den Nachmittag etwas angekündigt, schaut ab und zu aufs Regenradar (z.B. https://www.wetteronline.de/regenradar). Zudem solltet Ihr nur Touren gehen, bei denen Ihr Euch sicher seid, dass die angegebene Zeit auch wirklich eingehalten werden kann.
TEXT: André Tappe
FOTOS: Layne Lawson