Berge Special

7 außergewöhnliche Hütten
in den Alpen

Die Auswahl ist riesig! Allein der Deutsche Alpenverein führt 321 Berghütten, der ÖAV 231, der Schweizer Alpen Club 153 – und dazu kommen noch die vielen Naturfreundehäuser und privat betriebenen Unterkünfte. Wir haben eine kleine, feine Auswahl mit 7 ganz besondere Hütten zusammengestellt.

»Oben bleibt man etwas von den negativen Nachrichten verschont. Die Welt ist nämlich nicht so schlecht, wie sie sich von unten aus anhört.«

— Christoph Erd, Wirt des Prinz-Luitpold-Hauses

PRINZ-LUITPOLD-HAUS | Allgäu

Die Biopionierin

Vor ein paar Jahren noch war das Prinz-Luitpoldhaus am Ende des Hintersteiner Tales bei Hindelang bekannt für sein Alter und seine Größe. 1881 erbaut für 12 Personen, 100 Jahre später dann hatte sie um die 250 Schlafplätze. Gefüllt war sie vor allem mit Gängern des Jubiläumswegs oder Besteigern einer der markantesten Allgäuer Gipfel, dem Hochvogel (2.592 m). Doch inzwischen ist die Matratzenzahl geringer, die Schlafplätze geräumiger – und das Essen von Wirt Christoph Erd so gut, dass selbst die Einheimischen für eine (schweißtreibende) Einkehr heraufsteigen. Der gelernte Koch brachte viel Hüttenerfahrung mit, als er das auf 1.846 Metern gelegene Haus übernahm. Das Ziel der Familie Erd: hohe Qualität in allen Bereichen. So ging mit der Renovierung der Räumlichkeiten auch eine Umstellung der Küche einher. Seit 2021 ist das Prinz-Luitpold-Haus die erste Bio-zertifizierte Hütte des DAVs.

  • Lage:

    Hindelang, Allgäuer Alpen

  • Höhe:

    1.846 m

  • Schafplätze:

    110 Lagerplätze, 48 Betten

  • Aufstieg:

    gute Kondition und Trittsicherheit erforderlich

  • Geöffnet:

    Anfang Juni bis Anfang Oktober

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PURTSCHELLERHAUS | Berchtesgadener Land

Die Grenzbastion

Ist sie jetzt Deutsch oder ist sie eine Österreicherin? Ganz klar ist das vielen Gästen der Alpenvereinshütte am Eckerfirst des Hohen Göll nicht. Das Purtschellerhaus selbst scheint sich fast schon absichtlich so akkurat auf die Grenzlinie platziert zu haben (die verläuft übrigens direkt durch die Küche). Was hat der Mensch denn nur mit seinen Grenzen? Salzburg oder Bayern? Egal, Hauptsache schöne Berge! Und die gibt es hier ringsum zahlreich (und in beiden Ländern). Und als die Alliierten nach dem 2. Weltkrieg jeglichen Grenzverkehr verbot, war das Purtschellerhaus eine Ausnahme, was ihm den Titel »Haus der Barmherzigkeit« einbrachte. (PS: Der Namensgeber Ludwig Purtscheller war ein österreichischer Alpinist, die Steuern werden aber an den deutschen Staat gezahlt.)

  • Lage:

    Berchtesgadener Alpen

  • Höhe:

    1.692 m

  • Schafplätze:

    6 DZ, ein 3er-Zimmer und 35 Plätze im Matratzenlager

  • Aufstieg:

    diverse, auch familientaugliche Varianten

  • Geöffnet:

    Mitte Mai bis Mitte Oktober

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SANTNERPASSHÜTTE | Südtirol

Die Zauberhafte

Manchmal, da ist die Welt so schön, da ist man regelrecht überfordert. Da weiß man gar nicht wohin – mit den Augen, mit den Gefühlen. An der Santnerpasshütte inmitten der Rosengarten-Gruppe ist das ziemlich sicher der Fall. Gut, dass man nun nirgendwo mehr hinmuss. Man kann sich einfach inmitten dieses unglaublichen Felsspektakels auf 2.734 Metern vor das frisch erbaute Haus setzen (die alte kleine Hütte hatte ausgedient). Man lässt sich von Romina und Michel mit vier Gängen verwöhnen und schaut so lange in diese unheimlich schöne Südtiroler Welt (auf den Schlern und den Ritten, zum Ortler und Weisskugel), bis die Sonne untergeht und alles zu leuchten beginnt. Dann blüht der Rosengarten auf wie in der berühmten ladinischen Laurin-Sage. Was es dann noch zu tun gilt? Kurz schlafen und zum Sonnenaufgang das Spiel von der anderen Seite genießen – und es gar niemals vergessen.

  • Lage:

    Rosengarten/Dolomiten

  • Höhe:

    2.734 m

  • Schafplätze:

    36 Personen in DZ und Mehrbett

  • Aufstieg:

    von beiden Seiten anspruchsvoll, teilweise Klettersteig

  • Geöffnet:

    Mitte Juni bis Mitte Oktober

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MARCHHÜTTE | Südtirol

Die Friedensstifterin

Ein großes Spektakel wie seine Nachbarn ist der Markinkele nicht. Während sich der 2.545 Meter hohe Gipfel sanft und grün in den südlichen Villgratner Bergen erhebt, türmen sich vis-a-vis die mächtigen Felswände der Sextner Dolomiten den Drei Zinnen auf. Doch der Markinkele ist ein besonderer, ein geschichtsträchtiger Berg. Mussolini ließ hier direkt am Süd-Osttiroler Grenzkamm, Militäranlagen erbauen – eine davon auch direkt unterhalb des Gipfels. Seinem „Verbündeten“ im Norden vertraute der Duce del Fascism schließlich nie. Genutzt wurde die Kaserne am Markinkele nie (außer von Schafen) und sie verfiel über die Jahrzehnte. Seit 2021 ist sie nun wunderbar zweckentfremdet: Die Brüder Albin und Andreas Innerhofer haben den flachen, verstecken Militärbau zu einer schlichten wie schönen Hütte umgebaut und eine Begegnungsstätte für Wanderer und Biker aus allen Herren Ländern geschaffen.

  • Lage:

    Sextner Dolomiten

  • Höhe:

    2.530 m

  • Schafplätze:

    37 Plätze in 3x 3er-, 1x 4er-, 2x 5er- und einem 6er-Zimmer

  • Aufstieg:

    sowohl von Osttirol wie Südtirol lang, eine beliebte MTB-Tour

  • Geöffnet:

    Mitte Juni bis Mitte Oktober

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JOHANNISHÜTTE | Venedigergruppe, Osttirol

Die alte Allrounderin

Auf seine Majestät, den 3.657 Meter hohen Großvenediger, muss man keineswegs steigen, wenn man auf der (nach Erherzog Johann benannten) Johannishütte nächtigt. Hier fühlen sich Mountainbiker, Weitwanderer, Skitourengeher, Kletterer und Boulderer genauso wohl wie die Alpinisten, die ganz hoch hinaus wollen. Die Johannishütte steht auf der Ostseite des Großvenedigers und das bereits seit 1857 – somit ist sie eine der ältesten Hütten in den Ostalpen. Außergewöhnlich ist der frühe Bau des sudetendeutschen Geoplasten Franz Keil auch, weil die Erstbesteigung erst im Jahr 1841 gelang – selbst der Gipfel des unweiten Großglockners war schon 40 Jahre zuvor erklommen worden. Die Hütte liegt wunderschön auf 2.121 Metern und natürlich hat sie ihr ansehnliches Äußeres auch durch eine Generalsanierung im Jahr 1999 erhalten.

  • Lage:

    Venedigergruppe/Osttirol

  • Höhe:

     2.121 m

  • Schafplätze:

    50 Schlafplätze aufgeteilt in 8er- und 10er-Lagern

  • Aufstieg:

     Im Sommer ca. 2 Stunden zu Fuß

  • Geöffnet:

    Mitte Juni bis Anfang Oktober & Anfang März bis Anfang Mai.

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AUSTRIAHÜTTE | Dachsteingebirge

Die Museale

Lang steigt man nicht auf zur Austriahütte (von der Ramsau ist es eine Stunde und es gibt sogar noch eine kürzere, aber mautpflichtige Variante). Dafür kann man von hier hervorragend viel, viel länger gehen – zum Beispiel auf die anspruchsvolle Dachsteinhüttenrunde, die vier Alpinhäuser miteinander verbindet. Aber zuerst gilt es, die auf 1.638 m gelegene Austriahütte richtig zu genießen. Je nach Wetter und Jahreszeit (sie ist auch im Herbst noch geöffnet) blickt man von der sonnigen Terrasse auf die Dachsteinsüdwand und die Bischofsmütze oder durch die Stubenfenster, wenn man gemütlich am Kachelofen sitzt. Erbaut wurde die Austriahütte 1880, was sie die älteste bestehende Schutzhütte des Dachsteinmassivs macht. Und deshalb findet man hier auch das höchstgelegene Museum der Steiermark: So bekommt man direkt am Schlafplatz eine Lektion in Erdgeschichte, Flora und Fauna und natürlich Alpinismus.

  • Lage:

    Dachstein/Steiermark

  • Höhe:

    1.638 m

  • Schafplätze:

    43 Zimmerbetten (2er r, 3er Zimmer, 4er und 5er) und 16 Matratzen

  • Aufstieg:

     Auch für Familien geeignet. Der kürzeste Weg vom Parkplatz Türlwandhütte führt über eine Mautstraße

  • Geöffnet:

    Ende Mai bis Ende Oktober

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TUOI HÜTTE | Engadin

Die Verdrehte

Es sei so schwer, in den Bergen noch Einsamkeit zu finden. So sagt man gern – und die vollen Parkplätze, gut begangenen Wege und Schlangen an den Almen geben dem durchaus recht. Doch was, wenn man einmal andersherum denkt? Wenn man die Bergzeit azyklisch gestaltet? Wenn man sehr früh oder später am Tag aufbricht, an Wochentagen vielleicht? Oder wenn man sich ein wenig über das Übliche hinausschaut und einen Ort wie die Tuoi Hütte findet? Die Chamonna auf 2.250 Meter ist durchaus ein beliebtes Winterziel. Das Terrain am Fuße des Piz Buin ist ein Traum für Skitourengeher. Doch in den Sommermonaten wird es hier deutlich ruhiger. Warum, kann sich selbst Christian Wittwer, Bergführer und Hüttenwart, nicht erklären. Denn minder attraktiv ist die Hochtallage nahe Scuol im Unterengadin keineswegs. Man kommt zu Fuß herauf oder mit dem Bike, zum Klettern oder zum Besteigen der Dreitausender oder zum Weiterwandern auf die nächste Hütte.

  • Lage:

    Silvretta Gruppe/Engadin

  • Höhe:

     2.250 m

  • Schafplätze:

    74 Lagerplätze

  • Aufstieg:

    lang, aber nicht anspruchsvoll

  • Geöffnet:

    Mitte Juni bis Ende Oktober. Anfang Februar bis Anfang Mai.

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TEXT: Sissi Pärsch

FOTOS: Sissi Pärsch, Hütten, TV Schladming-Dachstein