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Family Special

Hej Fjällräven – Hallo Polarfuchs

Ein besseres Wappentier hätte Fjällräven-Gründer Åke Nordin nicht finden können: Der kleine Polarfuchs ist schlau, ausdauernd und von der Natur perfekt ausgestattet für das Leben in der nordischen Wildnis. 

Die Schweden lieben ihr Fjäll – eine raue Gebirgslandschaft, die bis in die Arktis reicht. Straßen und Hütten gibt es nur wenige. Das Wetter ist wechselhaft, die Weite des Fjälls oft überwältigend.

Die Schweden lieben auch ihr Friluftsliv – auf Deutsch »Leben im Freien«: draußen sein, die Natur genießen, wandern, zelten, die Wildnis erkunden.

Für Fjäll und Friluftsliv braucht man gute Ausrüstung! Das dachte sich vor über 70 Jahren der junge Schwede Åke Nordin. Mit der Nähmaschine seiner Mutter begann er, Rucksäcke zu konstruieren.

Åkes Ausrüstung kam bei Wanderern, Rentierhirten und Jägern sehr gut an. Bald konnte er von seiner Arbeit leben und gründete eine Firma. So eine Firma braucht natürlich einen tollen Namen – und da hatte Åke eine Idee!

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Auf Deutsch heißt er Polarfuchs, auf Englisch Arctic Fox, auf Schwedisch: Fjällräven. Die Rede ist von einem kleinen, schlauen Fuchs, der für das Überleben in Fjäll und Eis so richtig gute Tricks kennt.

Das gefiel Åke Nordin schon mal sehr gut. Dazu kommt: Wenn sich ein Schwede in den Bergen wirklich auskennt, nennen ihn seine Freunde manchmal mit Spitznamen auch »Fjällräven«.

Åke hatte also den perfekten Namen für seine Firma gefunden – der Polarfuchs wurde sein Wappentier.

Heute ist das Fjällräven-Logo in aller Welt bekannt – aber nur wenige wissen, was für ein tolles Tier dahintersteckt. Das schauen wir uns jetzt mal an: Hej Fjällräven – Hallo Polarfuchs!

Der Polarfuchs ist etwa so groß wie eine Katze. Er lebt in den kalten, arktischen Regionen von Europa, Amerika und Asien – meistens in kargen Tundra-Landschaften, zu denen auch das schwedische Fjäll gehört. Aber auch auf dem Packeis kommt er zurecht – da ärgert er gerne die Eisbären. 

Der Fjällräven ist der einzige Fuchs, der seine Farbe wechseln kann: Im Winter ist sein Fell meistens weiß, im Sommer braun. Es passt also immer zu der Landschaft, in der er gerade lebt. So ist er perfekt getarnt und kann sich gut an seine Beute anschleichen.

Seine Leibspeise sind Nagetiere, besonders Lemminge, die zu den Wühlmäusen gehören. Wenn die Lemminge knapp sind, frisst der Polarfuchs aber auch Vogeleier, Insekten oder Beeren. Auf dem Eis holt er sich, was die Eisbären übrig lassen: Tote Robben, im Ernstfall sogar den Eisbärenkot – der ist nämlich sehr fettreich.

Im Schnee hat der Polarfuchs eine ganz besondere Jagdtechnik: Er kann Lemminge unter der Schneedecke hören und riechen – und jetzt schau mal, wie er sich seine Beute schnappt …  

Polarfuchs - im Schwedischem Fjällräven

Extra warmes Fell

Von allen Säugetieren auf der Erde hat der Fjällräven das wärmste Fell – es ist sogar wärmer als ein Eisbär-Fell.

Warme Füße

Auch unter den Pfoten hat der Fjällräven ein dickes Fell – wie warme Stiefel, mit denen man auch weniger ausrutscht.

Der Schwanz

Den großen, buschigen Schwanz benutzt der Fuchs beim Schlafen als Isomatte und Schal

Fettreserve

Im Sommer frisst sich der Polarfuchs sich gewaltige Fettreserven anfressen: bis zur Hälfte seines Körpergewichts. Bei einem 60 Kilo schweren Menschen wären das 30 Kilo zusätzliche Reserve, also 90 Kilo insgesamt! 

Klein ist besser

Der Rumpf des Polarfuchs ist durch das Fell perfekt isoliert. Kälteempfindlich ist vor allem, was aus dem Rumpf heraussteht, nämlich Ohren, Schnauze und Beine. Die sind beim Fjällräven klein und kurz. So geht dort viel weniger Körperwärme verloren.

Richtig genial ist die Kälteausstattung des Polarfuchses. Damit kann er Temperaturen von minus 50 Grad gut überstehen. Zum Vergleich: In einem Gefrierschrank ist es »nur« minus 18 Grad kalt.

Schau dir an, wie der Fjällräven sich gegen die Kälte schützt.

Allensche Regel

Achtung Angeber-Wissen!

Der amerikanische Forscher Joel Allen hat entdeckt, dass verwandte Tierarten, die in verschiedenen Klimazonen leben, einige Körperteile an ihre Umgebung anpassen. Das nennt man die »Allensche Regel«. 

Beim Polarfuchs und seinem Vetter, dem Wüstenfuchs, kann man das besonders gut sehen: Der Polarfuchs hat kleine Ohren mit dichtem Fell – so verliert er dort nur wenig Körperwärme. 

Beim Wüstenfuchs (auch Fennek genannt) ist es genau umgekehrt: Seine Ohren sind riesig! Über diese kann er bei großer Hitze sehr viel Körperwärme abgeben und sich so abkühlen.

Über die Ausdauer der Fjällräven staunen wir immer wieder. 2017 zum Beispiel wurde eine junge Polarfüchsin auf der norwegischen Insel Spitzbergen mit einem GPS-Sender ausgestattet. Keine drei Monate später empfingen die Forscher ihr Signal von Ellesmere Island – das liegt in Kanada! Die Polarfüchsin wanderte 3500 Kilometer durch Eislandschaften und über das zugefrorene Meer. Eine unglaubliche Leistung – und diese Füchsin war nicht mal ein Jahr alt!  

Falls du das nachmachen willst, musst du nur von Lissabon (Portugal) nach Helsinki (Finnland) joggen – in 76 Tagesetappen, die alle länger sind als ein Marathonlauf 😉

»Im Sommer ist das Fjäll mein Büro«

Interview mit einem Polarfuchs-Forscher

Johan Wallén

Johan ist Biologe, 46 Jahre alt und stammt aus der schwedischen Stadt Uppsala. 2006 machte er beim Polarfuchs-Projekt der Universität Stockholm mit – und blieb dabei. Seit 2018 ist er »nationaler Koordinator für das Polarfuchs-Monitoring«, also der oberste Fjällräven-Beobachter in Schweden.

Neben den bekannten Fakten: Was fasziniert dich so am Polarfuchs?

Er ist schön und neugierig – und gehört zu den ersten Tieren, die meinen Teil der Welt nach der letzten Eiszeit besiedelten. Wir Forscher betrachten den Polarfuchs auch als Flaggschiff-Tierart hinsichtlich des Klimawandels, er gibt den Problemen ein Gesicht. Durch den Schutz und die Erforschung des Polarfuchses wird auch die Sicherheit anderer Wildtiere in der arktischen Region gewährleistet, gleichzeitig steigt unser Gesamtverständnis der Vorgänge im nördlichsten Ökosystem.

Was genau tust du als Forscher?

Ich mache buchstäblich alles: von der Planung über die Durchführung bis hin zum Aufschreiben und Verbreiten neuer Forschungsergebnisse und Informationen. Mein Jahr besteht kurz gesagt aus Laborarbeit im Winter, Planung der Feldsaison im Frühjahr, Feldarbeit im Sommer – und im Herbst Zusammenfassung und Präsentation der gesammelten Daten. Eine gute Mischung aus allen Arten von Biologiearbeit.

Wir sieht ein typischer Sommertag bei deiner Feldforschung aus?

Da ist das Fjäll mein Büro – ohne fixe Arbeitszeit, denn im Sommer ist es in der Arktis praktisch immer hell. Mein Zelt steht in Sichtweite eines Fuchsbaus. Nach dem Aufstehen beobachte ich das Geschehen, zähle spielende Jungfüchse und mache mir Notizen. Nebenbei kann ich Frühstück auf meinem Campingkocher machen und mich über die Mücken ärgern. Wenn ich alle benötigten Informationen zusammenhabe, baue ich das Lager ab, setze den ziemlich schweren Rucksack auf und wandere zum nächsten Fuchsbau – meistens ist der über zehn Kilometer entfernt. So geht das über viele Wochen.

»Die Firma Fjällräven unterstützt die Polarfuchs-Forschung schon seit vielen Jahren.«

— Johan Wallén, Polarfuchs-Forscher

Was kommt bei diesen Forschungen heraus?

Zum Beispiel, dass die Schutzmaßnahmen für den skandinavischen Polarfuchs sehr erfolgreich sind, die Population hat sich deutlich erholt. Auch interessant: Die Füchse sind zwar neugierig, werden aber auch sehr nervös, sobald man sich ihrem Bau mehr als 300 Meter nähert. Deshalb: Haltet bitte Abstand, wenn ihr einen Bau entdeckt.

Wie hoch ist denn die Chance, beim Wandern einen Polarfuchs zu treffen?

Das passiert, aber eher selten. Wer Polarfüchse sehen möchte, kann an einigen Orten in Schweden an geführten Touren teilnehmen. Dabei wird Rücksicht auf das Wohlbefinden der Tiere genommen.

Mit der Outdoor-Marke Fjällräven hast du auch zu tun?

(lacht) Sehr oft sogar. Im Schwedischen ist Fjällräven ja das Wort für Polarfuchs. Wenn ich erzähle, dass ich für den Fjällräven arbeite, kommen oft Fragen zu den Produkten der Firma. Tatsächlich benutze ich diese bei der Feldarbeit, kann also ganz gut Auskunft geben. So nebenbei erkläre ich dann, dass ich eigentlich Polarfuchs-Forscher bin. 

Außerdem unterstützt uns die Firma Fjällräven seit Langem: Als der berühmte Polarfuchs-Forscher Anders Angerbjörn 1985 mit seiner Arbeit begann, hat er Kontakt mit dem Fjällräven-Gründer Åke Nordin aufgenommen. Der war sofort bereit zu helfen. Diese Unterstützung unserer Arbeit läuft bis heute.


AUTOR: Stephan Glocker

FOTOS: Fjällräven AB, Niclas Ahlberg, Michael Neumann, Jonatan Pie/Unsplash, Олена Гавриленко CC BY-SA 4.0, Johan Wallén