Herstellerportrait Gear Aid

Die wahren Klima-Kleber

Wer hat’s erfunden? Nun, in Sachen Kräuterbonbon wohl die Schweiz, doch beim ultimativen Reparaturkleber für Outdoorausrüstung geht der Preis in die USA, genauer an Duane und Nancy McNett aus New York. Ihr »Aquaseal« war der Grundstein für ein Unternehmen, welches schon seit Jahrzehnten Outdoorern in der Wildnis den Allerwertesten rettet und dadurch langfristig Ressourcen schont.

Ob Wildnis oder Alltag, das Leben ist tückisch. Ein Beispiel von vielen: Man kommt von der Arbeit heim, öffnet die Haustür und der Hund springt einem entgegen. Ratsch, schon klafft ein zentimeterlanger Riss in der nagelneuen Daunenjacke. Menno, Bello!

Kein Problem für den, der Tenacious-Tape-Sticker im Haus hat. Hartnäckig trifft es ganz gut, denn diese Sticker, die es entweder auf Rolle zum Abschneiden oder in Form vorgestanzter Tier- und Natursymbole gibt, sind in der Lage, ganze Jacken zusammenzuhalten und deren Lebensdauer um Jahrzehnte zu verlängern. Gerade in Zeiten, in denen NACHHALTIGKEIT groß geschrieben wird, sind es diese kleinen Dinge, die einen stets ein Lächeln ins Gesicht zaubern. So einfach und doch so praktisch kann eine Reparatur sein. Kein Wunder, dass die Patches mittlerweile der Megaseller im Sortiment der Marke sind.

Angefangen hat es jedoch mit Klebstoff aus der Tube. Duane und Nancy McNett gründeten das Unternehmen 1981 in New York. Ursprünglich importierten und verkauften sie teure Regenbekleidung für Golfer. Als sie Anfragen nach Reparatursets für die flexiblen Gummianzüge erhielten, entwickelten sie den Vorläufer von Aquaseal, dem Klebstoff des Unternehmens für die Reparatur von Neoprenanzügen, Wathosen und anderen flexiblen Wassersportartikeln.

Als der Hersteller von Regenbekleidung in Konkurs ging, änderten die McNetts ihren Kurs und entwickelten weitere Produkte auf der Grundlage der Aquaseal-Formel. Hierzulande heißt Aquaseal übrigens Aquasure, also nicht wundern. Das Besondere an dem Kleber auf Urethan-Basis ist in beiden Fällen: er hält bombenfest, bleibt dabei aber über viele, viele Jahre maximal flexibel.

Neuer Namen, noch mehr Erfolg

Das in Bellingham im Bundesstaat Washington ansässige Unternehmen mit rund 45 Mitarbeitern hat in letzter Zeit einige große Umwälzungen durchgemacht: eine Namensänderung, der Verkauf des Unternehmens durch die ursprünglichen Eigentümer im Jahr 2015 und die Berufung von Clark Campbell, vormals Outdoor Research, als Geschäftsführer. Für die Kunden ist die größte Veränderung die Umbenennung – alle Marken, die früher unter dem Dach von McNett geführt wurden, darunter Outgo, McNett Tactical, M Essentials, Aquaseal und Tenacious Tape, firmieren jetzt als Gear Aid.

Das Unternehmen vertreibt seine Produkte in 80 Ländern und arbeitet mit Marken wie Patagonia zusammen. Patagonia verkauft Tenacious Tape in seinen eigenen Formen (z.B. Lachs und Büffel) und in seiner eigenen Verpackung, während andere Unternehmen das Reparaturband oder andere Gear Aid-Produkte beispielsweise ihrer Oberbekleidung beilegen.

Bellingham liegt 52 Meilen südlich von Vancouver und 90 Meilen nördlich von Seattle und bietet großartige Outdoor-Möglichkeiten. Wanderungen an der Küste der Bellingham Bay, Angeln am North Puget Sound, Snowboarding in den weißen Cascade Mountains und Segeln um die San Juan Islands – all das ist direkt vor der Haustür möglich. Kurzum: der Pazifische Nordwesten ist die perfekte Testumgebung für alle Produkte. Hier können die Produktentwickler ausprobieren, wie viel Regen ihre Imprägniermittel aushalten und wie gut Flicken und Nähte den unvorhersehbaren Elementen auf den Wanderwegen standhalten.

Obwohl das Rebranding langfristig sinnvoll war, brachte es kurzfristig einige Nachteile mit sich. Die Produkte waren vorübergehend weniger gut online auffindbar. Die neuen Namen verwirrten die Kunden. Einzelhändler stoppten ihre Bestellungen, als sie von der Umbenennung erfuhren, weil sie auf die neuen Produkte warten wollten. Aber mittlerweile funktioniert es – die Leute nehmen die Marke besser wahr denn je. Denn: Der Mensch ist sich der Verschwendung bewusster denn je, und da die Ausrüstung stetig teurer wird, versuchen mehr Menschen, ihre Ausrüstung zu reparieren. Globetrotter, Patagonia und Co. stoßen ins gleiche Hornund verbreiten eine Botschaft des Reparierens und Wiederverwendens. Mehr denn je sind »Flicken« heute ein Zeichen für ein geliebtes Ausrüstungsstück, dass ein abenteuerliches Leben hinter sich hat – und kein Zeichen von Sparsamkeit.

Auch in den Globetrotter-Werkstätten setzt man auf die Erfahrung von Gear Aid und verwendet Sticker und Kleber für diverse Reparaturen.


TEXT & VIDEO: Michael Neumann

FOTOS: Archiv Gear Aid

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