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Was ist Bouldern?

Viele haben es schon mal ausprobiert, einige sind seit Jahren dabeigeblieben: Bouldern als eine Form des Kletterns ist zum regelrechten Trend geworden. Aber was ist Bouldern eigentlich genau, wo kommt es her und was braucht man dafür? Eine Einführung.

Definition: Was ist Bouldern eigentlich?

Klettern ohne Sicherung, dafür nur einige Meter über dem Boden: Das ist Bouldern. Der Begriff kommt aus dem Englischen und »Boulder« bedeutet Fels. Die meisten verbinden Bouldern aber erst einmal mit einer Halle, in der in maximal drei bis vier Metern Höhe geklettert wird. In Absprunghöhe über Weichbodenmatten, was bedeutet, dass das Verletzungsrisiko relativ gering ist. Geklettert wird in der Halle an entsprechend angebrachten Griffen, die unterschiedliche Farben haben und damit die Schwierigkeitsstufen symbolisieren. Bouldern ist besonders im Freizeitbereich sehr beliebt geworden, aber auch das Wettkampfbouldern ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Neben dem Bouldern in der Halle gibt es weiterhin die (ursprüngliche) Outdoor-Variante an echten Felsen. Als Absicherung arbeitet man dort mit Crashpads, einer Art mobiler Matratzen, die man unter den Routen positioniert und einen möglichen Sturz abfedern.

So hat sich das Bouldern entwickelt

Seinen Ursprung hat die Kletterdisziplin in Frankreich, genauer in Fontainebleau südlich von Paris. Hier haben Kletterer an Felsen in Absprunghöhe ohne Sicherung trainiert. Das diente damals allerdings nur zur Vorbereitung für das herkömmliche Seilklettern.

In den 1950er Jahren hat dann der US-Amerikaner John Gill die Boulder-Szene geprägt und zu einer eigenständigen Disziplin entwickelt. Aufgrund seines Hintergrunds als Turner, brachte er neue Trainingsideen und auch das Chalk (Magnesia) zum Bouldern.

Das Bouldern hat sich über die Jahre immer weiterverbreitet und in Deutschland zunächst in der Fränkischen Schweiz eine Heimat gefunden. Seit den 1970er Jahren ist Bouldern eine eigene Sportart und seit den Spielen 2020 in Tokyo als eine von drei Kletter-Teildisziplinen auch olympisch. Die breite Masse der Boulderer klettert inzwischen in der Halle. In Deutschland sind in den vergangenen 30 Jahren hunderte neue Boulderhallen entstanden, deutlich mehr als Kletterhallen.

  • Bouldern Outdoor
    Nicht nur in der Halle kann man Bouldern.
  • Bouldern Halle
    Dynamische Kletterzüge sind typisch fürs Bouldern.
  • Bouldern Crashpad
    Draußen sichert man mit mobilen Crashpads.
  • Bouldern Halle
    Pause machen, Kletterzüge studieren und diskutieren – Bouldern hat auch einen großen sozialen Aspekt.

Bouldern vs. Klettern: Die Unterschiede

Der größte Unterschied zwischen Bouldern und Klettern ist, dass man beim Bouldern nicht mit Gurt und Seil von einer zweiten Person gesichert wird. Das bedeutet auch, dass deutlich weniger Equipment benötigt wird. Daher sind Boulderrouten auch deutlich kürzer als beim Klettern mit Seil. Während beim Bouldern in Absprunghöhe, also bis etwa vier Meter, geklettert wird, sind die Routen beim Seilklettern oft über zehn Meter lang. Das verlangt eine ganz andere Ausdauer, als das beim Bouldern der Fall ist. Dort ist mehr Maximalkraft gefragt. Um das Verletzungsrisiko so gering wie möglich zu halten, sind die Hallen beim Bouldern mit dicken Matten ausgelegt und wer draußen am Felsen klettert bringt eine eigene kleine Matte, ein sogenanntes Crashpad, mit. Beim Bouldern spricht man oft auch von »Problemen« anstelle von »Routen«.

Darum ist Bouldern zum Trendsport geworden

Gemeinsam in der Halle stehen, sich gegenseitig unterstützen, schnelle Erfolgserlebnisse, ein ganzheitliches Training: Es gibt viele Gründe, warum Bouldern in den vergangenen Jahren einen regelrechten Hype ausgelöst hat. In den Städten sind zahlreiche neue Boulderhallen entstanden, die häufig gerade in den Abendstunden gut besucht sind. Der positive Nervenkitzel, der aber mit einem geringen Risiko verbunden ist, lockt immer weitere Sportler an. Dabei ist der Sport sehr sozial, da man sich viel austauscht und gegenseitig mit Tipps hilft. Das Besondere dabei: Obwohl Bouldern sehr technisch ist, haben auch Anfänger schnell ein Erfolgserlebnis, da sie die unteren Schwierigkeitsstufen auch ohne viel Erfahrung schnell bewältigen können. Das spornt an und stärkt das Selbstwertgefühl.

Gesundheitliche Vorteile des Boulderns

Die gesundheitliche Komponente ist ebenfalls ein Grund dafür, dass Bouldern so beliebt geworden ist. Denn von Kopf bis Fuß wird hier alles trainiert. Auch mental. Ob Koordination, Gleichgewicht oder Körperspannung – beim Bouldern müssen verschiedene Komponenten zusammenwirken, um die Routen zu bewältigen. Bouldern ist daher ein Ganzkörpertraining und verbrennt in einer Stunde rund 400 Kalorien. Ob Finger-, Rücken- oder Wadenmuskulatur: An der Wand kommt alles zum Einsatz. Eine wichtige Rolle spielt bei diesem Sport auch die Konzentration und Achtsamkeit, um nicht etwa abzurutschen oder danebenzugreifen. Dadurch hilft Bouldern auch dabei, beispielsweise nach einem stressigen Arbeitstag richtig abzuschalten. Bouldern ist also nicht nur physisch gesund, sondern auch psychisch.

Sicherheit beim Bouldern

Beim Bouldern wird nicht wie beim Klettern mit Seil und Gurt gesichert. Gebouldert wird allein und frei. Dafür sind die Routen meist nicht höher als vier Meter und der Boden in den Hallen ist mit dicken Matten ausgelegt, die auch einen Sturz gut abfedern. Trotzdem gilt es natürlich, entsprechende Regeln und Tipps zu beachten, um das Risiko beim Bouldern so gering wie möglich zu halten.

  1. Die richtige Richtung
    In einigen Hallen ist vorgeschrieben, wo man aus einer Route aussteigt. Beispielsweise kann es sein, dass du nicht denselben Weg wieder zurückklettern darfst, sondern oben aussteigen und über eine Leiter absteigen musst. Informiere dich in der jeweiligen Halle nach den Regeln, damit du dir nicht mit anderen in die Quere kommst.

  2. Die richtige Vorbereitung
    Bouldern ist Sport und der sollte niemals mit einem komplett kalten Körper betrieben werden. Heißt konkret: Wärme dich auf, bevor du an die Wand gehst. Fingermuskulatur, Schultern und Beine dehnen, den Kreislauf etwas in Schwung bringen – dann kann es losgehen.

  3. Der richtige Abgang
    Wer hochklettert, muss auch wieder runter. Was beim Klettern meist recht bequem durch Abseilen funktioniert, kann beim Bouldern zusätzlich Kraft kosten. Sei daher auch beim nach unten klettern konzentriert, achte auf andere Boulderer und vermeide es, von zu hoch oben abzuspringen.

Außerdem sollten alle in der Halle darauf achten, den Boden unter den Routen sauber zu halten. Wasserlachen können ein Unfallrisiko darstellen. Auch herumtobende Kinder können für gefährliche Situationen sorgen, daher sollte darauf geachtet werden, dass sie möglichst – wenn vorhanden – in einem speziell für Kinder konzipierten Bereich bleiben und ansonsten nicht herumrennen.

  • Bouldern Kletterschuh
    Eine gute Fußarbeit ist der Schlüssel zu schwereren Routen.
  • Bouldern Halle
    In der Halle stehen die Grifffarben für unterschiedliche Schwierigkeitsgrade.
  • Bouldern Chalk
    Mit Chalk hält man sich beim Bouldern die Hände trocken.

Die Schwierigkeitsgrade beim Bouldern

Wie auch beim Klettern sind die Routen beim Bouldern in Schwierigkeitsgrade unterteilt, damit die Sportler wissen, welche Route für sie machbar ist. Dabei unterscheidet sich grundsätzlich, ob draußen am Felsen oder drinnen in der Halle gebouldert wird. Draußen hat sich die französische Fb-Skala bewährt. Fb steht für Fontainebleau, den Ursprungsort des Boulderns. Unterteilt wird bei dieser Skala außerdem in fb-bloc für Boulder in die Höhe und fb-trav für Routen in der Traverse. In Europa sind diese Schwierigkeitsgrade gängig, weiter gibt es noch die UIAA-Skala (Union Internationale des Associations d’Alpinisme) oder die die V-Skala (Vermin) in den USA.

In den Hallen werden die Schwierigkeiten der Routen entweder direkt an den Startgriffen vermerkt. Gängiger ist aber, dass die Hallen verschiedene Farbsysteme haben, mit denen sie die Schwierigkeit der Routen kennzeichnen. So ist das auf einen Blick direkt zu erkennen und auch Anfänger können sich schnell zurechtfinden. Aber Achtung: Die Farben können von Halle zu Halle variieren.

Die richtige Ausrüstung beim Bouldern

Das A und O beim Bouldern sind die passenden Schuhe. Ansonsten braucht es in einer Halle keine spezielle Ausrüstung, bequeme, möglichst enganliegende Sportkleidung reicht vollkommen aus. Allerdings sollte hier darauf geachtet werden, dass die Boulderbekleidung möglichst dehnbar ist und den benötigten Bewegungsspielraum zulässt. Vor allem Frauen setzen dabei gerne auf Leggins, die eine hohe Elastizität haben. Diese gibt es auch mit Verstärkungen an den Knien. Wer aber häufiger zum Bouldern geht, dem ist eine spezielle Kletterhose zu empfehlen. Sie ist aus strapazierfähiger Baumwolle oder einer Mischfaser gefertigt und bietet viel Bewegungsfreiheit. Fürs Bouldern an der Hallenwand oder am Felsen eignet sie sich gut, da sie robust ist und die Haut gut vor Abschürfungen schützt.

Zurück zu den Schuhen. Ohne sie geht beim Bouldern nichts und in den Indoor-Hallen können sich Schuhe in der Regel ausgeliehen werden. Hier sei gesagt: Kletterschuhe sind nicht unbedingt bequem. Daher ist es wichtig, sich genau zu überlegen, welchen Schuh man möchte. Für einen Einsteiger darf die Sohle ruhig etwas steifer sein und eine leichte Vorspannung haben. Aber nicht zu viel. Außerdem empfehlen sich Klettverschlüsse statt Schnürung, da sie einfacher zu bedienen sind. Boulder- und Kletterschuhe werden meist etwas kleiner gekauft als die normale Schuhgröße, was dazu führt, dass die Schuhe schnell drücken. Daher sieht man oft, dass Boulderer ihre Schuhe nach einer Route direkt öffnen oder ganz ausziehen.

Bouldern als Wettkampfsport

Ob Alma Bestvater (DAV Weimar) oder Yannick Flohé (DAV Aachen): Das Bouldern hat auch in Deutschland in den vergangenen Jahren einige Stars hervorgebracht. Bouldern ist neben Speedklettern und Schwierigkeitsklettern eine von drei Disziplinen, die bei internationalen Wettbewerben im Klettern ausgerichtet werden. Die Bewegungsabläufe und Boulder müssen bei einem Wettkampf in einer bestimmten Zeit geschafft werden. Ziel ist es, den obersten Boulder, den Topgriff, mindestens drei Sekunden mit beiden Händen zu berühren – dann gilt die Route als geschafft. Wie lange die Teilnehmer Zeit haben, ist von Wettkampf zu Wettkampf unterschiedlich. Zusätzlich zum Erreichen des Topgriffs gibt es weitere Wertungen, die am Ende entscheidend sind im Kampf um Titel.

In Deutschland gibt es außerdem eine Boulder-Bundesliga, die in drei Ligen unterteilt ist. Starten darf jede und jeder – in welcher Liga entscheidet man selbst. An insgesamt 13 Stationen, die in ganz Deutschland verteilt sind, sind bestimmte Routen gebaut, an denen die Teilnehmer Punkte sammeln. Neun Stationen fließen am Ende in die Entscheidung ein, ob man es ins Finale geschafft hat oder nicht.


TEXT: Nina Probst

FOTOS: André Tappe

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