„10 lakes in 10 days“-Tour

10 Seen in 10 Tagen und mit dabei ihr Camper und ihre Standup Paddle Boards. Anja und Julia von Girls On Sups waren 2019 unterwegs auf ihrer 10-Tages-Mission durch Bayern, Österreich, Slowenien und Italien.

Anja Mörk
Eine ordentliche Herausforderung – aber eine, die man bewältigen kann“, so dachten wir zu Beginn unserer Tourenplanung. Zu dem Zeitpunkt ahnten wir nicht, dass sich sowohl der Wettergott als auch die Paddelgötter einige Hürden für uns ausdenken würden.

Als wir unser Vorhaben besprachen, hätten wir es nie für möglich gehalten, dass sich diese Tour als derart anstrengend entpuppen könnte. Wir ahnten nicht, wie holprig der Start sein und wie aussichtslos uns die ganze Mission zwischenzeitlich erscheinen würde. Und auch nicht, dass kurz vor dem Ziel noch ein Hindernis auf uns warten würde. Zugleich ahnten wir aber auch nicht, was für wunderschöne Orte wir sehen, was für großartige Momente wir erleben und welche Glücksgefühle wir mit nach Hause bringen würden.

Planung ist alles – oder auch nicht

Kaum war die Idee für unsere Tour geboren, saßen wir auch schon über Landkarten, googelten Bergseen, lasen uns durch regionale Vorschriften und suchten die für uns optimalen Campingplätze. Die grobe Richtung: Bayern, Österreich, Südtirol. Wir wollten natürlich nicht einfach die Seen abklappern, die wir schon von unseren SUP-Touren kannten, sondern wollten neue Spots entdecken. Nur unser Alltime-Favorit Eibsee musste mit auf die Liste, da waren wir uns einig. Tage später lag sie dann vor uns – unsere wunderschöne Route mit zehn traumhaften Seen, die von uns bepaddelt werden wollten: Eibsee, Blindsee, Reschensee, Lago di Vernago, Lago di Gioveretto, Lago di Santa Giustina, Pragser Wildsee, Lago di Sorapis, Hallstätter See, Hintersee. Diese Planungsarbeit hätten wir uns sparen können, aber dazu später mehr … Unser Camper für die Tour, ein Mercedes-Benz Marco Polo, hat natürlich nur sehr limitierten Stauraum – da will auch die Packliste gut durchdacht sein. Schnell war uns auch klar, dass wir nicht zehn Tage in Folge unsere aufblasbaren Standup Paddle Boards aufpumpen und wieder verräumen wollten. Also organisierten wir einen Dachgepäckträger, der am Morgen der Abfahrt allerdings noch nicht bei uns eingetroffen war.

Tag 1 – ein spannender Start

Anja Mörk

Wir sind noch nicht einmal gestartet, da gibt es auch schon die erste Planänderung. Laut Wetter-App regnet es auf der gesamten Route, und bei unserem „See des Tages“, dem Eibsee in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, fällt sogar Schneeregen. Da wir an den 10 Seen aber natürlich nicht nur kurz auf unsere SUPs hüpfen, sondern auch ausgiebig paddeln und von dort schönes Foto- und Videomaterial mitbringen wollen, müssen wir umdisponieren.

Also entscheiden wir uns für einen weniger verregneten See, den Faaker See in Kärnten. Nun liegen allerdings dreieinhalb Stunden Fahrt vor uns, die wir aber auch erst antreten können, wenn unser Dachgepäckträger eingetroffen und montiert ist. Als wir endlich losfahren können, ist es bereits Nachmittag!

Auf direktem Weg fahren wir zum Faaker See und beziehen unseren Campingplatz am Ufer. Um noch bei Helligkeit fotografieren und filmen zu können, pumpen wir sofort unsere Boards auf. Und siehe da: Es hört sogar kurzzeitig auf zu regnen, als wir auf unserem ersten See paddeln! In der Abenddämmerung bei mystisch-blauem Licht, über uns ein dickes Wolkenband, vor uns das spiegelglatte Wasser und sogar eine Insel ist in Reichweite – wir sind einfach nur glücklich. Wir fotografieren und filmen, bis es wieder anfängt zu regnen und wir merken, dass wir ganz schön hungrig sind. Es ist 21 Uhr – die Pesto-Nudeln schmecken nach diesem aufregenden ersten Tag wie eine Delikatesse. Bis wir unseren Camper an den Strom angeschlossen, unser Kamera-Equipment geladen, das Material auf unsere Festplatten gesichert und unseren Followern unsere Erlebnisse geschildert haben, ist es 1 Uhr. Hundemüde, aber glücklich fallen wir ins Bett. Ein letzter Blick auf die Wetter-App bestätigt unsere Befürchtungen: Auch für die nächsten Tage ist strömender Regen angesagt. Doch nach diesem Chaos-Tag sind wir uns sicher: Uns wird schon etwas einfallen!

Die richtigen Standup Paddle Boards für jedes Abenteuer

Unsere Standup Paddle Boards sind …

… inflatable SUPs (also aufblasbar)
Wir kommen aus der Stadt und nehmen die Boards oft mit, also kommt für uns ein Hardboard (ein festes Brett) nicht in Frage. Inflatables lassen sich entweder bequem in der mitgelieferten Tasche lagern und transportieren oder aufgepumpt bei moderaten Geschwindigkeiten auf dem Dachgepäckträger mitnehmen – so haben wir es auf unserer Tour gemacht.

… Touringboards
Als Einsteigerboards werden oft Allrounder (kurze, breite Boards mit rundem Bug) empfohlen. Wir setzen für unsere Abenteuer im Flachwasser (also Seen, Meer ohne Wellen oder zahme Flüsse) voll auf Touringboards mit einer spitzen Nase, denn diese laufen schön geradeaus und tragen uns über jeden noch so großen See. Auch diese Boards gibt es in verschiedenen Breiten, sodass sie kippstabil und trotzdem schnell sind. Wir empfehlen eine Länge von 11′ oder sogar noch länger – je nach Körpergröße.

… qualitativ hochwertige Boards
Es gibt Dinge, bei denen man ohne Bedenken günstig kaufen kann. SUPs gehören jedoch leider nicht dazu. Wer billig kauft, kauft zweimal – und das ist nicht schön für die Umwelt, nervt und kann im worst case sogar gefährlich werden. Bei günstigen Boards lösen sich oft die Kleber, sie verformen sich in der Sonne zu Bananen oder platzen gar beim ersten kleinen Steinchen. Wer sich ein hochwertiges Board aus guten Materialien mit erstklassiger Verarbeitung anschafft, hat jahre- oder sogar jahrzehntelang etwas davon.

Wir fahren Fanatic Ray Air Premium 11’6″ x 31″ oder auf den Bildern zu sehen: Fanatic Falcon Air 12’6″ x 29″.

Tag 2 – Flucht vor dem Regen

Wir müssen die Augen noch nicht mal aufmachen, um zu wissen, dass es wieder regnet. Die Tropfen trommeln gegen den Stoff unseres Aufstelldachs, was aber irgendwie auch gemütlich ist. Wir schälen uns aus dem Bett und kochen uns erst mal einen frischen Kaffee. Durch die Scheibe unseres Vans sehen wir einer Gruppe von Kajakfahrern zu, die im strömenden Regen durch die graue Suppe paddeln. Gutes Stichwort – paddeln!

Wir überlegen, wohin wir heute fahren – laut Wetter-App regnet es einfach überall! Keiner der Seen, die wir uns ausgesucht haben, kommt auch nur ansatzweise in Frage. Der nächste Ort mit Sonnenschein liegt sechs Autostunden entfernt in Südkroatien! Eine Entscheidung muss her. Nach kurzer Beratung packen wir unsere Sachen, schnallen die Boards auf unseren Dachgepäckträger und fahren über die Grenze nach Slowenien. Wir setzen unsere ganze Hoffnung auf den Bleder See, an dem es angeblich etwas weniger regnet. Dort angekommen beziehen wir unseren Stellplatz – eine gigantische Pfütze –, machen es uns im Camper mit einer Brotzeit gemütlich und warten auf besseres Wetter. Alle fünf Minuten zieht eine von uns konzentriert die Augenbrauen zusammen, drückt die Nase an die Scheibe und sagt: „Aber jetzt regnet es schon etwas weniger, oder?“ Doch es hilft alles nichts, es regnet einfach munter weiter. Alles ist klamm, draußen ist es kalt und beim Gedanken daran, in unsere dünnen Neoprenanzüge zu steigen, schüttelt es uns. Aber unsere 10-Seen-Tour soll nicht deswegen scheitern: Wir gehen jetzt im Regen paddeln, die Kameras müssen das eben aushalten. So einen wunderschönen See können wir nicht unbepaddelt zurücklassen. Trotz grauem Himmel sieht sein Wasser türkis aus und in der Mitte thront die berühmte Insel mit der „Kirche der Muttergottes am See“. Bei schönem Wetter hätten wir sicher noch die 99 Stufen vor der Insel gezählt und uns beim Erklingen der Wunschglocke etwas gewünscht. Doch jetzt sind wir einfach nur froh, dass unsere Kameras die Regenpaddelei überstanden haben. Jetzt reicht es aber auch mit dem Regen, oder?

Tag 3 – war’s das etwa schon?

Okay – ja! Jetzt reicht es! Wieder wachen wir bei prasselndem Regen auf. Diesmal ist der Stoff unseres Aufstelldachs komplett durchweicht, sodass der Regen an der Innenseite herunterläuft und sogar unsere Bettdecken langsam anfangen, sich von unten vollzusaugen. Und wieder checken wir die Wetter-App auf der Suche nach einem trockenen Spot – doch vergeblich. Wir brauchen etwas für die Seele und unser Durchhaltevermögen. Und auch, wenn diese Entscheidung unsere Mission deutlich spannender gestalten wird: Wir machen einen Haken an diesen Tag, heute wird nicht gepaddelt! Wir fahren an den Wörthersee, parken den Camper und legen einen Spa-Tag ein. Vom beheizten Pool aus ist uns der Regen ziemlich egal. Ciao ciao, Mistwetter – wir sehen uns morgen!

Unser Podcast-Interview mit den Girls On Sups

Kennt ihr schon unsere #Rausgehört – Podcast – Folge mit Julia und Anja? Die Girls on Sups plaudern dort entspannt aus dem Nähkästchen über die “10 days – 10 lakes” Route, weitere Abenteuer und ultimative SUP-Hacks – für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen interessant! Klingt spannend? Super, hier geht’s zum Podcast!

Tag 4 – die ersten Sonnenstrahlen

Der nächste Morgen. Vorsichtig schielen wir durch das Fenster und sehen … Regen. Doch diesmal geben uns die Wetter-Apps Hoffnung. Im Laufe des Tages soll es aufhören. Also starten wir in Jogginghosen mit einem gemütlichen Frühstück und einer kleinen Office-Session in den Tag. Es könnte definitiv schlimmer sein. Wir sind schon gestern Abend wieder zurück nach Kärnten gefahren. Nach einer Fahrt durch den tiefsten Wald sind wir am Weissensee angekommen. Ein wunderschöner, fast 12 Kilometer langer See mit klarstem Wasser, das fast schon Trinkwasserqualität hat. Und tatsächlich – am Nachmittag hört es endlich auf zu regnen. Wir packen unsere Kameras ein, schnappen uns unsere SUP Boards und starten unsere Tour. Zu Beginn ist es noch ziemlich frisch, aber nach ein paar Paddelschlägen geschieht das für uns inzwischen Unglaubliche: Die Sonne schält sich aus den dichten Wolken hervor. Das Gefühl von Sonnenstrahlen auf der Haut toppt sogar den Wellnesstag!

Total aufgedreht paddeln wir über den Bergsee, während um uns herum das Wasser in der Sonne glitzert. Am Ufer winden sich bemooste Wurzeln, die dem See etwas Märchenhaftes geben. Dass uns ein kühler Wind entgegenbläst, merken wir nicht mal, denn unsere Glücksgefühle überlagern alles. Und wir wissen: Jetzt geht es erst richtig los!

Tag 5 – Dreharbeiten crashen in den Dolomiten

Wer schon einmal in den italienischen Dolomiten war, weiß, was für eine magische Wirkung die steilen Berge haben. Eine lange, gerade Straße führt uns direkt auf die erste Bergkette zu und wir bekommen Gänsehaut. Unser erstes Ziel hier ist ein echter Klassiker: der Pragser Wildsee.

Seine Schönheit hat den türkisfarbenen Bergsee zu einem Instagram-Hotspot gemacht, den wir aber trotzdem nicht auslassen wollen. Über das Wasser zu paddeln ist schließlich etwas anderes, als zwischen Touristenmengen am Ufer auf und ab zu laufen. Und wir haben Glück: Dank Nebensaison sind nicht so viele Menschen hier. Wir bekommen einen Parkplatz in erster Reihe, packen unsere Drybags und tragen unsere Boards zum Ufer. Doch: Was ist denn hier los? Absperrbänder, geschäftige Menschen und Lkws voller … Filmequipment! Das erklärt auch die gespenstische Ruhe, die hier herrscht. Oh nein! Bedeutet das etwa, dass auf dem Wasser gedreht wird und wir hier nicht paddeln können? Zum Glück nicht. Die nette Crew erklärt uns, dass in einer kleinen Kapelle am Ufer gefilmt wird, und bittet uns, in dem Bereich leise zu sein. Kein Problem! Erleichtert steigen wir auf die Boards und genießen erst einmal den Anblick: Der Pragser Wildsee liegt auf fast 1500 Meter Höhe zwischen steilen Berggipfeln, umrandet von Nadelwäldern und weißen Kiesstränden.

Obwohl jede von uns schon einmal hier war, können wir uns nicht satt sehen. Wir umrunden den See, besuchen die Steinmännchen, die Wanderer am Ufer gebaut haben, und fahren an den angeketteten Holzbooten vorbei, die so oft fotografiert werden. In der Hochsaison bilden sich am Bootsverleih lange Schlangen. Wir können nicht fassen, dass wir heute allein auf dem See sind! Ein Wahnsinns-Paddel-Tag, bevor morgen eine etwas andere Seetour auf uns wartet.

Anja Mörk

Tag 6 – Wanderstiefel statt Standup Paddle Boards

Auch heute erwartet uns ein Spot, der sogar auf unserer ursprünglich geplanten Route lag: der Sorapis-See. So viele Bilder von diesem knalltürkisfarbenen Juwel haben wir schon gesehen und wollen uns endlich selbst davon überzeugen, ob es auf dieser Welt wirklich so eine Wasserfarbe gibt. Wir legen heute eine Paddelpause ein, denn zum See führt eine zweistündige Wanderung. Kurz erwägen wir, uns die Boards mit den dazugehörigen Boardbags auf den Rücken zu schnallen, entscheiden uns dann jedoch gegen 15 unhandliche Kilo pro Person – eine weise Entwscheidung, wie sich später herausstellt.

Kurz nach Sonnenaufgang parken wir bereits unseren Campervan auf dem Passo Tre Croci und los geht’s: Wir kraxeln über Felsen in Flüssen, überqueren steile Schneefelder und schälen uns mit der aufsteigenden Sonne nach und nach aus unseren Jacken. Immer wieder eröffnet sich uns ein Blick über das Tal, das uns schier die Sprache verschlägt – und das will bei uns zwei Laberbacken schon etwas heißen!

Kilometerweit ziehen sich Nadelwälder durch das Tal, das von scharfkantigen Kalksteinbergen umrahmt wird. Nach vielen Foto- und Filmpausen erreichen wir nach zweieinhalb Stunden den Kessel am Fuße des Dito di Dio, dem „Finger Gottes“. Noch eine kleine Anhöhe liegt zwischen uns und dem See … und dann erleben wir unser weißes Wunder: Hier auf 2000 Meter Höhe liegt Schnee, und das nicht zu knapp. Der See zeigt uns nichts von seiner unglaublichen Farbe, denn er ist komplett zugefroren! Zudem darf man hier nicht mal schwimmen, geschweige denn paddeln! Spontan führen wir im Schnee ein kleines Freudentänzchen auf, weil wir unsere Boards nicht mitgeschleppt haben. Obwohl vom erhofften Türkis kaum etwas zu sehen ist, ist die Landschaft hier oben einfach atemberaubend. Die Sonne reflektiert von den hellen Kalksteinriesen um uns herum auf den Schnee und wieder zurück.

Kleiner Tipp am Rande: Die Sonnenbrille sollte man in so einer Situation nie absetzen, sonst sieht man am nächsten Tag aus, als hätte man Kontakt mit ein paar verbotenen Substanzen gehabt. In den Augen kann man nämlich Sonnenbrand bekommen, was äußerst unangenehm ist! Anja bricht zudem beim Kameraaufstellen durch die Schneedecke, die sich entgegen allen Erwartungen nicht mehr über dem Ufer, sondern bereits über dem ersten Meter des Sees befindet. Wasser in den Schuhen und bis zum Knie, Schnee bis zur Hüfte – ein Traum!

Doch das alles tut unserer guten Laune keinen Abbruch, denn die Kulisse hier oben ist einfach atemberaubend. Am Mittag treten wir den Abstieg an, denn obwohl wir es noch ewig hier in der Gegend aushalten könnten, wartet heute noch eine längere Autofahrt auf uns.

Tag 7 – noch immer nicht im Zeitplan

Unsere Fahrt gestern Abend hat uns zum Lago di Molveno im Trentino geführt. Obwohl hier gestern noch ein Mountainbike-Festival samt Bühne und Livemusik gestiegen ist, haben wir erstaunlich gut geschlafen und sind bereit für unsere nächste SUP-Tour. Und endlich ist es warm genug für kurze Klamotten – das tut so gut! Auch hier umranden wunderschöne steile Berge den See. Von einem Freund haben wir noch den Tipp bekommen, in einem ganz bestimmten Winkel des Sees nach einem Wasserfall Ausschau zu halten. Unter einer hohen Brücke hindurch paddeln wir in eine kleine Bucht, in der aus vielen Metern Höhe ein hübscher Wasserfall auf uns herabregnet und kleine Regenbögen in die Luft zeichnet. Wir biegen um die nächste Ecke und sehen am anderen Ende des Sees den ganz anderen, künstlichen, aber riesigen Wasserfall des Stauwerks. Da wir ahnen, dass morgen eine anstrengende, lange Tour auf uns wartet, wollten wir heute eigentlich nur eine ganz kleine Runde drehen – aber was soll’s! Es ist einfach viel zu schön hier. Wir lassen das knallblaue Wasser unter unseren Boards hindurchgleiten, genießen die Sonne und merken gar nicht, wie die Zeit verfliegt. Müde, aber glücklich kommen wir wieder auf dem Campingplatz an. Weil es uns hier so gut gefällt, bleiben wir noch eine Nacht und brechen erst morgen früh zu unserem nächsten Spot auf.

Tag 8 – dieser See gibt uns den Rest

Die Anstrengungen der vergangenen Tage stecken uns ganz schön in den Knochen. Trotzdem sind wir voller Vorfreude auf den Lago di Santa Giustina. Das große Highlight hier ist eine steile, sehr hohe Klamm, durch die man hunderte Meter weit paddeln kann. Zwischen Apfelbaumplantagen schlängelt sich die Straße zum Ufer hinunter, das etwas anders aussieht, als Anja es von einem anderen SUP-Trip in Erinnerung hat.

Der See ist ein Stausee und hat deutlich weniger Wasser als letztes Mal. Na, hoffentlich klappt das mit der Klamm! Wir starten – heute endlich mal nur im Bikini. Die Temperaturschwankungen und Wetterwechsel, die wir auf dieser Tour erlebt haben, würden auch für ein halbes Jahr reichen. Unser erster Stopp ist ein niedlicher kleiner Wasserfall, der vor roten Felsen direkt in den See fällt.

Wir albern auf unseren Boards herum, schießen Fotos von uns – und da passiert das erste Unglück des Tages: Im Eifer des Gefechts rutscht Julias Gopro aus der Halterung und fällt in den See. Auch Anjas spontaner Tauchgang bringt sie nicht zurück. Der See ist hier sicher zehn Meter tief und das Wasser eiskalt und durch den Wasserfall so aufgewirbelt, dass man keinen halben Meter weit sehen kann. Das war’s leider mit Julias Gopro. Natürlich trübt der Zwischenfall erst mal unsere Stimmung, doch wir versuchen, uns die Laune nicht verderben zu lassen, und paddeln weiter Richtung Klamm. Die roten geschichteten Felsen rund um den See sehen wirklich einzigartig aus. Wir machen einen kurzen Mittagsstopp am Ufer, bevor wir den Eingang zur Klamm finden, wo allerdings der nächste Stimmungsdämpfer auf uns wartet. Durch den niedrigen Wasserstand haben sich in der Klamm jede Menge Äste angesammelt, die das Paddeln zusammen mit der stärkeren Strömung deutlich weniger entspannt machen.

Zwischen den 30 Meter hohen Felswänden hindurchzufahren, macht trotzdem riesigen Spaß und gibt Material für das ein oder andere coole Foto her. Doch der kleine See, der hinter dem ersten Teil der Klamm liegt, ist voller Algen, toter Fische und Müll – das sah hier letztes Mal definitiv anders aus. Wir machen uns auf den Rückweg. Und was das für ein Rückweg ist! Hinter der ersten Biegung erwartet uns ein Gegenwind, der sich gewaschen hat. Zwei Kilometer sind es ab hier zurück zum Van, es gibt keine Möglichkeit, früher auszusteigen, und wir sind jetzt schon platt, da wir schon so lange unterwegs sind. Das kann ja lustig werden! Drei Meter vor, zwei zurück. Nach wenigen Metern gehen wir auf die Knie. Obwohl wir so weniger Widerstand haben und mit aller Kraft gegen den Wind ankämpfen und versuchen zu kreuzen, kommen wir einfach nicht vorwärts.

Über eine Stunde brauchen wir für das kurze Stück zurück zum Einstieg. Unsere Handgelenke und Knie tun weh und der Wind pfeift uns so sehr um die Ohren, dass wir kaum miteinander sprechen können. Das war definitiv unsere härteste Tour bisher. Am Abend auf dem Campingplatz schlafen wir beim Essen vor lauter Erschöpfung fast ein. Und wir liegen noch immer nicht im Zeitplan: Ein See fehlt uns. Auch wenn keine von uns es ausspricht, haben wir gerade beide die größten Zweifel daran, dass wir unsere „10 lakes in 10 days“-Tour schaffen werden. Jetzt noch kurz alle Akkus anschließen und dann geht es endlich ins Bett.

Tag 9 – der See, der gar nicht da ist

Die Augen wollen einfach nicht aufgehen und das Bett ist heute besonders gemütlich. Aber die Challenge ruft, der nächste See ist nicht weit und das Beste: Die ursprünglich geplante Route hat uns wieder! Obwohl wir die Strapazen des gestrigen Tages noch sehr genau spüren, freuen wir uns auf den Lago di Vernago (deutscher Name: Vernagt-Stausee).

Zwischen grünen Bergen und Schafweiden hindurch schlängeln wir uns bergauf. Der See liegt auf fast 1700 Meter Höhe. Die Bilder, die wir uns vorher von dem See angesehen haben, sahen unglaublich schön aus. Türkisblaues Wasser, Bäume bis zum Ufer und im Hintergrund ein paar schneebedeckte Ötztal-Bergspitzen. Hinter der nächsten Kurve muss er liegen! Die Vorfreude steigt. In einer Parkbucht hüpfen wir aus dem Camper, um den Hang hinab auf den See schauen zu können … und trauen unseren Augen nicht: Er ist nicht da. Der See ist einfach nicht da!

Dort, wo wir den wunderschönen Bergsee erwartet haben, sehen wir eine armselige Pfütze. Das Wasser ist nicht türkis, sondern dunkelbraungrün. Und vor uns erstreckt sich locker zweihundert Meter flach bergab ein gigantisches, verschlammtes, grünlich-beiges Geröllmeer. Am Rand der Pfütze erspähen wir zwei Angler, die hier vermutlich ihr Paradies gefunden haben. Schließlich schwimmen die Fische jetzt dicht gedrängt im verbleibenden Wasser. Vor lauter Erschöpfung spielen wir kurz mit dem Gedanken, einfach die Pfütze zu bepaddeln, doch die Gegend sieht so furchtbar aus, dass wir uns gar nicht vorstellen möchten, was dabei für Bilder entstehen würden. Wir sind beide schon auf vielen Stauseen gepaddelt und oft sieht der Streifen direkt am Ufer nicht so hübsch aus, wenn ein paar Meter Wasser abgelassen wurden, aber so etwas haben wir noch nie gesehen.

Vermutlich wurde hier eine ganze Menge Wasser zur Stromproduktion gebraucht. Wir sind ein wenig verzweifelt, da wir uns nun einen neuen Spot suchen müssen. Dank unserer Community und den Followern, die hier leben, finden wir schnell heraus, dass wir auch den nächsten Spot, den Lago di Gioveretto, auslassen können, denn dort sieht es offensichtlich gerade genauso aus. So viel zur ursprünglich geplanten Route – wieder einmal muss ein neuer Plan her. Aber diesmal wollen wir keinen Stausee! Langsam wird es eng mit unserer Challenge: Wir haben Tag 9 und hinken bereits einen See hinterher, doch wir geben nicht auf.

Nach etwas Google- und Instagram-Recherche sind wieder auf der Straße und statten dem Reschensee einen Besuch ab, wo sich die Touristen auf die Füße treten. Der Wasserpegel ist hier zwar etwas höher, aber optimal ist dieser See auch nicht. Also fahren wir drei Stunden lang zurück nach Tirol, denn der Fernsteinsee hat uns neugierig gemacht. Und diesmal scheinen uns die Paddelgötter wohlgesonnen zu sein.

Der Fernsteinsee ist knallgrün, superklar und hat die Form eines Donuts – mit einer Insel in der Mitte. Die Bäume am bemoosten Ufer verleihen dem See ein Märchenwald-Ambiente. Im Sonnenschein paddeln wir entspannt über das ruhige Wasser und genießen diesen Anblick. Abends auf dem Campingplatz heißt es jedoch: einen Schlachtplan entwickeln, um unsere Challenge noch zu schaffen. Dafür müssen wir an unserem letzten Tag zwei Seen bepaddeln! Unser Plan lautet schließlich: aufstehen vor Sonnenaufgang, ab zum Blindsee, eine Runde paddeln und dann weiter zum Grande Finale am Eibsee. Wenn alles gut geht, könnte es so funktionieren – wir dürfen nur nicht verschlafen.

Tag 10 – ein nervenaufreibendes Finale

Wir gehen auf Nummer sicher: Die Wecker klingeln um 4.30, 4.32 und 4.35 Uhr. Wir sind nicht annähernd ausgeschlafen und unsere Körper schreien nach Erholung, aber heute ist Tag 10 – Finaltag! Also klettern wir aus unserem Aufstelldach. Ein kurzes, einfaches Frühstück, abspülen, fertig machen – und wir sind mit unserem Camper wieder on the road. Die Sonne geht auf und scheint durchs Fahrerfenster, als wir nach einer kurzen Fahrt Richtung Blindsee abbiegen. Wir schlängeln uns enge Serpentinen nach unten zum Ufer, wo wir direkt anfangen, die Boards abzuladen und die Kameras in Position zu bringen. Die Berge um den See herum sind ganz schön hoch und der Wind kräuselt die Wasseroberfläche, sodass die tolle Farbe nicht richtig zur Geltung kommt. Lange können wir uns damit aber nicht aufhalten, da wir ja ein straffes Programm haben. Dies war See Nummer 9 – der erfolgreiche Abschluss unserer Challenge ist nun schon zum Greifen nah!

Zurück am Camper ein kurzer Blick auf die Wetter-App … Moment mal, was ist denn das? Für den Nachmittag sind für die Gegend um unseren finalen See, den Eibsee, Gewitter angesagt! Uns rennt die Zeit davon – das könnte knapp werden. Sofort machen wir uns auf den Weg, eine knappe Stunde Fahrt ist es bis zum Eibsee. Doch als ob die Paddelgötter uns ein letztes Mal auf die Probe stellen wollen, ist plötzlich vor uns die Straße gesperrt. Unser Navi hat uns das nicht angezeigt, daher hoffen wir, dass man die Stelle ganz leicht umfahren kann – landen jedoch mitten in einer staubigen Großbaustelle, was uns eine halbe Stunde Zeitverlust einbringt. An einer Tankstelle treffen wir eine Gruppe Motorradfahrer, die in dieselbe Situation geraten sind wie wir und gerade ihre Landkarte wieder zusammenfalten wollen. Wir bekommen ein kurzes Briefing: Der kürzeste (!) Weg führt zweieinhalb Stunden quer durch Tirol, rund um den Plansee, durch das Ammergebirge und Garmisch und von der anderen Seite zurück zum Eibsee. Ob wir es noch rechtzeitig schaffen, bevor die Gewitter den See erreichen?

Die zweieinhalbstündige Fahrt kommt uns endlos vor. Aber wir haben Glück: Als wir zwischen den Kuhweiden die letzten bilderbuchschönen Kilometer zum See fahren, ist das Wetter tatsächlich immer noch ein Traum! So oft schon sind wir hier gewesen. Unser heißgeliebter Eibsee mit seinen kleinen Inseln, dem karibisch-türkisfarbenen Wasser und der massiven Zugspitze, die alles beobachtet, was auf dem See so vor sich geht. Doch diesmal ist das Herzklopfen noch etwas größer. Ein letztes Mal laden wir die Boards vom Camper ab, tragen sie zum Ufer – und platsch, unsere Boards liegen im Wasser. Wir schnallen die Drybags mit unseren Kameras an, steigen auf die SUPs und beginnen zu paddeln … geschafft! Zwei kleine Jubelschreie hallen bis zur Zugspitze und wieder zurück.

Noch immer ist kein Gewitter in Sicht und so gleiten wir bei 27 Grad und Sonnenschein über das türkisgrüne, glasklare Wasser zum anderen Ende des Sees. Dort gehen wir an Land und stellen die Kamera aufs Stativ: Die Zeit für ein Siegerfoto ist gekommen. Wir fallen uns in die Arme, lachen, filmen und fotografieren. Glücklich paddeln wir rund um den Eibsee. Und erst als wir zurück am Auto sind, holen uns die Müdigkeit und Erschöpfung wieder ein. Doch das ist jetzt egal, in eineinhalb Stunden werden wir wieder in München sein. Mit einem riesigen Triumph, tollen Erlebnissen und Festplatten voller Bilder und Videos im Gepäck. Wir haben es tatsächlich geschafft – 10 Seen in 10 Tagen! Ein kleines großes „Girls on SUPs“-Projekt, das unsere Freundschaft trotz aller Widrigkeiten noch mehr gefestigt hat.

Das sind wir, die Girls on SUPs

Wir sind Julia und Anja. Wir kennen uns seit fast zehn Jahren von unseren Jobs beim Radio – und seit mehr als drei Jahren erkunden wir zusammen die schönsten SUP-Spots in Bayern, Deutschland, Europa und der Welt. Und nehmen dabei als @girls_on_sups unsere Follower auf Instagram mit auf unsere Abenteuer.

Aus einer lustigen Aperol-Spritz-Idee ist mittlerweile eine weltweite Community mit zigtausend Followern entstanden. Wir haben Freundschaften auf der ganzen Welt geschlossen – und während unsere Freundschaft zwar teilweise vor großen Herausforderungen stand (Könntet ihr mit eurer besten Freundin oder eurem besten Freund zusammenarbeiten?), ist sie stetig gewachsen und mittlerweile unerschütterlich geworden. Die „10 lakes in 10 days“-Tour war gleichzeitig eine unserer größten Challenges und eines unserer größten Highlights.

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Rausgehört #11

Anja und Julia sind nicht nur richtig gute Freundinnen. Sie teilen auch ihre Begeisterung fürs Stand-up Paddling. Ihre Leidenschaft hat die Beiden schon in alle Ecken der Welt gebracht. Mit ihrem Instagram-Account inspirieren Anja und Julia Follower aus mehr als 100 verschiedenen Ländern. Wie reisen die Beiden mit sperrigen Boards? Joris Gräßlin hat im Globetrotter-Podcast mal rausgehört.

Text: Anja Mörk und Julia Kaffka | Litho: Iris Wedekind