Abenteuer vor der Haustür – das Ruhrgebiet

Für euch – von euch. Ein Abenteuerbericht aus der Globetrotter Community – von Sara Glöckner

Gelegen im Bundesland Nordrhein-Westfalen ist das Ruhrgebiet der größte Ballungsraum Deutschlands und war lange Zeit als Industrieregion für den Bergbau und die Stahlindustrie bekannt. 2018 wurde jedoch die letzte Zeche geschlossen und inzwischen sind viele der Industriebrachen renaturiert und rekultiviert worden, sodass an ihrer Stelle neue Parklandschaften und Naherholungsgebiete entstanden sind. Zu den bekanntesten und größten Städten zählen Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund. 2010 war das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas und die Stadt Essen erhielt für 2017 sogar den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“. 

Das Ruhrgebiet kommt dir vielleicht nicht direkt als erstes in den Sinn, wenn du an eine Urlaubsregion in Deutschland denkst. Dabei hat es so viel mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Und auch wenn die Einheimischen manchmal vielleicht ein bisschen schroff daherkommen, ist der Ruhrpottler an sich ein sehr charmantes Exemplar. Die Region ist bekannt für ihre Industriekultur, hat aber auch für sportbegeisterte Menschen eine Menge zu bieten. Egal ob mit dem Drahtesel, zu Fuß, an der Kletterwand oder im Tauchgasometer – es ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Außerdem finden, zusätzlich zu dem sonst schon großen kulturellen Angebot, jährlich rund 250 Festivals aller Art verteilt über die Ruhrmetropole statt. Über die Grenzen hinaus bekannt sind beispielsweise die Ruhrfestspiele oder die Ruhrtriennale. Und seinen Höhepunkt erreicht die Festivalsaison mit der Extraschicht – der Nacht der Industriekultur: 35 Spielorte in insgesamt 19 Städten – mehr Ruhrgebiet geht nicht! 

Anreise und Unterkunft

Die Region ist mit Bus und Bahn aus allen Himmelsrichtungen problemlos zu erreichen und weist mit Dortmund und Düsseldorf gleich zwei zentrale Flughäfen auf. Genauso vielfältig wie das Ruhrgebiet selbst sind auch die Übernachtungsmöglichkeiten: ob im Hausboot, im Bauwagen, in der Betonröhre oder einer alten Zeche – es gibt viele außergewöhnliche Herbergen.

Unterwegs auf zwei Rädern

Die Route Industriekultur verbindet auf insgesamt 400 Kilometern die beeindruckendsten Industriedenkmäler des Ruhrgebiets. Es gibt einen Rundkurs mit 300 Kilometern, der dich beispielsweise am UNESCO-Welterbe Zollverein, dem Landschaftspark Duisburg Nord oder dem Gasometer in Oberhausen vorbeiführt. Als Einstiegsorte bieten sich die Bahnhöfe Mülheim an der Ruhr oder Hamm jeweils im Westen und Osten des Ruhrgebiets an. Du kannst natürlich auch nur Abschnitte fahren und dir einzelne Highlights raussuchen. Eine weitere Möglichkeit die Region mit dem Fahrrad zu erkunden ist der RuhrtalRadweg. Er führt dich auf 240 Kilometern von der Quelle der Ruhr in Winterberg quer durchs Ruhrgebiet bis zu dem Punkt, wo sie schließlich in den Rhein mündet. 

Wenn du Lust auf ein bisschen mehr Action hast, findest du verteilt übers Ruhrgebiet auch zahlreiche Touren fürs Mountain- oder Gravelbike. Vor allem die Halden bieten sich hier für anspruchsvolle Trails an. Es gibt aber natürlich auch Strecken die ein bisschen grüner sind. Beispielsweise durch die Haard, das größte Waldgebiet der Region. 

Halden – die Berge des Ruhrgebiets

Berge? Meint sie das ernst? Die höchste Halde des Ruhrgebiets misst 201 Meter und ist damit natürlich nicht mit den Alpen vergleichbar. Platz für sportliche Herausforderungen bieten diese aus den Abfallprodukten des Bergbaus entstandenen Hügel aber trotzdem. Zudem findet man auf vielen Halden inzwischen Kunstwerke, die vor allem zu Sonnenauf- und -untergang ganz besondere Fotomotive bieten. Dabei sind der Tetraeder auf der Halde Beckstraße, die Halde Haniel und die Halde Rheinpreußen mit der überdimensionalen Grubenlampe die wahrscheinlich beliebtesten Motive. Ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß, die Halden verlangen dir vielleicht keine sportlichen Höchstleistungen ab, sind aber in jedem Fall ein Besuch wert.

Zu Fuß durch den Pott

Das Ruhrgebiet ist viel grüner, als es sein Ruf vermuten lässt. „Grüne Hauptstadt Europas“ mag ein bisschen großspurig klingen, ist aber viel weniger abwegig, als du vielleicht denkst. Und das Schöne dabei ist, dass es so viele Wandermöglichkeiten gibt, dass wirklich jede*r auf ihre*seine Kosten kommt. Ob Urban Hiking, wandern entlang der Emscher, Touren durch die Kirchheller Heide, ein Spaziergang durch den Stadtwald in Essen oder eine anspruchsvolle Route auf dem Baldeneysteig rund um den Baldeneysee – es bleiben praktisch keine Wünsche offen. Pluspunkt beim Wandern durch ein Ballungsgebiet: die nächste Unterkunft oder Einkehrmöglichkeit sind nie weit entfernt.

Hoch hinaus – klettern im Hochofen

Ja, auch das kann man im Ruhrgebiet. Und zwar vor spektakulärer Kulisse! Der DAV betreibt beispielsweise einen Klettergarten im Landschaftspark Duisburg Nord. Die unterschiedlich steilen Wände und erhalten gebliebenen Türme des Hüttenwerks eignen sich ideal zum Klettern. Oben angekommen wirst du dann mit einem tollen Ausblick auf das Gelände belohnt. Vor Ort gibt es zudem noch einen Klettersteig und einen Hochseilgarten. 

Abtauchen im größten Tauchbecken Europas

Du willst weder wandern, noch Fahrrad fahren oder klettern? Wie wäre es dann mit einem Tauchgang der besonderen Art? Im Tauchgasometer in Duisburg kannst du im größten Indoor-Tauschbecken Europas abtauchen. Unter Wasser erwartet dich ein künstliches Riff, das Wrack einer Motoryacht und der Rumpf eines Flugzeugs. Vor Ort kannst du einen Tauchschein machen oder, wenn der nächste Urlaub noch auf sich warten lässt, Trainingstauchgänge absolvieren.  

Ab auf die Piste

Und als ob das nicht schon genug sportliches Angebot wäre, hast du im Alpincenter in Bottrop auch noch die Möglichkeit in der längsten Skihalle der Welt einen Tag im (Kunst-) Schnee zu verbringen. Auf 640 Metern Piste kannst du Ski und Snowboard fahren ohne, dass du dich um die Schneeverhältnisse oder das Wetter kümmern musst. 

Doch lieber nur zuschauen?

Fußball und Pott – das gehört zusammen wie die Trinkhalle und die bunte Tüte oder die Currywurst und das Bier. Am intensivsten und authentischsten ist das Erlebnis sicherlich bei einem Spiel im Stadion. Wenn du es lieber etwas ruhiger angehen willst, empfehle ich dir einen Besuch im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund.

Von wegen Schicht im Schacht

Und jetzt mal ganz ehrlich: Hättest du gedacht, dass das Ruhrgebiet so viel an Outdoor-Abenteuern zu bieten hat? Die einstige Malocher-Region hat den Wandel geschafft und präsentiert sich heute als Freizeit- und Urlaubsregion mit vielfältigem Angebot für sportliche Herausforderungen. Also, worauf wartest du noch? Schnell raus anne frische Luft!

Sara ist die Gründerin von The Female Travellereiner kostenlosen Website und Online-Community, in der sich allein reisende Frauen vernetzen, austauschen und informieren können. Auf der Seite gibt es einen Blog mit Reiseberichten, verschiedene Gruppen, die Möglichkeit, eine Reisepartnerin zu finden, Kleinanzeigen rund ums Reisen und einen Shop. Sara selbst liebt es alleine zu reisen und teilt ihre Erfahrungen und Tipps regelmäßig bei Instagram und Facebook.

Fotos dieser Seite: Sara Glöckner, Roswitha Antoniak, Tim Hüfner, Ruhr Tourismus

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