Auf dem Alpe-Adria-Trail durch Slowenien

Vom höchsten Berg Österreichs bis an die Gestade des Mittelmeers – der Alpe-Adria-Trail hat alles, was ein Fernwanderklassiker braucht – und noch viel mehr.

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Der Alpe-Adria-Trail verbindet die drei Regionen Kärnten, Slowenien und Friaul-Julisch-Venetien auf insgesamt 43 Etappen und circa 750 Kilometern. Der Weitwanderweg führt vom Fuße des höchsten Berges Österreichs, dem Großglockner, durch die schönsten Kärntner Berg‐ und Seegebiete und ohne große Umwege in die Nähe des Kreuzungspunktes der drei Länder Österreich, Italien, Slowenien und weiter bis zur Adria nach Muggia.

Beim Weitwandern am Alpe-Adria-Trail steht der Genuss im Vordergrund. Der Alpe-Adria-Trail verläuft vorwiegend im nicht alpinen Bereich und soweit möglich mit geringem Höhenunterschied. So eignet sich der Trail perfekt zum genussvollen Wandern ohne Gepäck. Die Etappen sind um die 20 Kilometer lang, erfordern eine Gehzeit von rund 6 Stunden und sind einheitlich beschildert. Jede Etappe führt entlang einer definierten Route, die in beide Richtungen begangen werden kann, bietet zumindest ein attraktives kulinarisches Ausflugsziel und endet an einem Ort mit entsprechenden Nächtigungsmöglichkeiten.

Die wenigstens laufen die 750 Kilometer am Stück, sondern absolvieren den »AAT« in Etappen oder picken sich die Filetstückchen heraus. Eines davon ist der Abschnitt auf slowenischem Territorium von Kranjska Gora bis nach Tolmin durch den Triglav-Nationalpark. Je nach Start und Ziel reicht für diese vier bis sechs Etappen eine Urlaubswoche.

Vršič, wir kommen!

Die erste Etappe beginnt im Wintersportort Kranjska Gora auf 810 Meter und führt zu den Seen von Jasna und von dort weiter auf einem Waldweg nach Erika. Man wandert über Almen und durch Wälder, am Bergbach Pišnica entlang und vorbei an einer eigentümlich anmutenden russischen Kapelle. Diese erinnert an eine Lawinentragödie im Jahre 1916, bei der über 200 Kriegsgefangene und Soldaten getötet wurden. Wenig später erreicht man den Gipfel des Vršič, mit 1688 Meter der höchste Punkt des AAT in Slowenien. Bis zum Aussichtspunkt, von dem aus man das Felsgesicht einer vermeintlichen Jungfrau (auf Slowenisch Ajdovska deklica) sehen kann, sind es nur mehr ein paar Schritte. 

Auf diesen Höhepunkt folgt ein weiterer, auch wenn es zuvor ordentlich bergab geht: der Besuch der Soča-Quelle. Sie ist ab sofort der »grüne Faden« der Weitwanderung, denn ihr klares, smaragdgrünes Wasser folgt uns fortan auf Schritt und Tritt – auch über das Tagesziel in Trenta hinaus.

Neben dem See von Bled mit seiner Wunschinsel ist die Soča das Markenzeichen Sloweniens und es gibt wohl niemanden, der nicht ihrem Zauber anheim fällt. Besonders Kajakfahrer schätzen ihre unterschiedlichsten Abschnitte in allen Schwierigkeitsgraden seit Jahrzehnten und es ist wirklich keine Übertreibung, wenn man der Soča den Titel »Schönster Alpenfluss« verleiht. Wie wäre es daher mit einem Kajakkurs nach der Wanderwoche? 

Mit leichtem Gepäck

Ein großer Vorteil der angebotenen Trail-Logistik ist die Möglichkeit des Gepäcktransports von Unterkunft zu Unterkunft. Daher reicht Tag für Tag ein leichter Daypack. So macht das Wandern doppelt Spaß und für das Abendmahl im Restaurant liegt dann vielleicht sogar das kleine Schwarze parat.

Der Rother-Führer zum Trail

      Das enge Trentatal wird stetig breiter und begeistert mit seinen typischen Wiesen und vereinzelten Bauernhöfen. Nette Campingplätze laden Wanderer den Wanderer zu einer Nacht in der eventuell mitgeführten Leinwandvilla. Auf diesem Abschnitt fällt der Alpe-Adria-Trail mit dem Soča-Weg zusammen, der abwechselnd am linken und am rechten Ufer des Flusses entlang führt, bis sich das Trentatal zum Bovec-Becken ausdehnt. Der Weg führt nun vom Soča-Weg ins Zentrum von Bovec am Fuße der mächtigen Berge Rombon und Kanin. Die älteste Erwähnung von Bovec stammt aus dem Jahre 1174, aber die bewegende Geschichte dieses lebhaften Ortes reicht sehr viel weiter zurück. Entlang dieses Streckenabschnitts, der größtenteils durch den Nationalpark Triglav führt, gibt es zahlreiche Rastplätze mit einer mehrsprachigen Beschreibung der Sehenswürdigkeiten am Wegesrand.

      »Weite Teile des Weges führen entlang der Soča – ein Juwel von einem Fluss und alpenweit einzigartig.«

      Unsere Wanderung führt uns vorbei am romantischen Wasserfall Virje, hin zum magischen Narnia: denn die Region diente einst als Kulisse für einen Teil des Walt-Disney-Films »Die Chroniken von Narnia«. Das komplette Gegenteil des Virje-Wasserfalls ist der zweistufige Boka-Fall. Bei Regenfällen preschen hier hunderte Kubikmeter Wasser aus einem Felsspalt 106 Meter in die Tiefe. Seinen Tumpf erreicht man durch ein paar Extrameter, die sich jedoch absolut lohnen.  

      Nach einem leichten Aufstieg erreichen wir das dritte Etappenziel im Bergdorf Drežnica. Die Ortschaft hat viel Interessantes zu bieten und ist bekannt für ihre alten Faschingsbräuche, die noch immer von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Sehenswert ist auch die Botognica-Sammlung: ein kleines Museum über das Grauen des Ersten Weltkriegs in der Region und regionale Bräuche. Auch ein hervorragendes Gasthaus für hungrige Wanderer fehlt nicht. 

      Wer noch mehr über die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs in der Region erfahren will, besucht das mehrfach prämierte Museum im nahen Kobarid. Hier lohnt auch eine längere Mittagsrast, denn die vielen Restaurants des Ortes zählen zu den besten in Slowenien.

      Und jetzt weiter nach Italien?

      Die finale Etappe endet in Tolmin, einem freundlichen Städtchen, das auf der Sonnenterrasse oberhalb des Zusammenflusses der Flüsse Soča und Tolminka gelegen ist. Der Rrummel, Verkehr, Ämter, Geschäfte und Lokale bieten ein Bild, das unserem alltäglichen Leben näher kommt als der gemäßigte Puls des Lebens in den Bergen. Vielleicht sollte man doch nochmal die Beine in die Hand nehmen und weiter Richtung Meer laufen?

      Text: Michael Neumann
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