Kaufberatung Kanadier

Inhalt:

Obwohl Design und Materialien im Laufe der Jahre verfeinert wurden, wecken moderne Kanus immer noch Erinnerungen an die funktionalen Boote, die von den Ureinwohnern Amerikas und frühen Wildnisforschern benutzt wurden und auch noch werden. Die Erfinder der vielseitigen Boote hatten ein gutes Händchen bei der Entwicklung ihrer Lastkähne. Kanadier bieten Platz für enorm viel Gepäck, sind sehr einfach zu paddeln und kommen mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Gewässern zurecht. Egal ob See oder Fluss – ein Kanadier transportiert dich direkt ins nächste Abenteuer.

Diese Kaufberatung verschafft dir einen besseren Überblick über das breite Sortiment an Kanadiern und hilft dir, Schritt für Schritt dem »richtigen« Kanadier näher zu kommen. Dafür solltest du dir zunächst folgende grundlegende Fragen stellen:

  • Einsatzbereich: Seen und Zahmwasser? Flüsse? Wildwasser? Die Art des Gewässers bestimmt Bootsform und Typ des Kanadiers!
  • Besatzung: Solo, Tandem oder die ganze Familie? Wer sitzt alles mit im Boot?
  • Zuladung: Planst du nur kurze Ausfahrten oder möchtest du Mehrtagestouren mit großem Gepäck machen?
  • Material: Soll dein Kanadier eher robust oder eher leicht sein?
  • Preis: Wie groß ist dein Budget?
  • Transport: Wie transportiere ich mein Boot? Willst du ein Festrumpf oder lieber ein Reiseboot?

Was ist ein Kanu und was ein Kanadier?

Kanu, Kanadier, Kajak – was denn nun? Klären wir die Grundbegriffe: Kanu ist der Oberbegriff für alle Arten von Paddelbooten, in denen der Fahrer mit Blick in Fahrtrichtung sitzt und das Paddel frei in der Hand führt. Kanus unterscheidet man in Kajaks und Kanadier.

Kanadier waren ursprünglich das Transportboot der Indianer und bestanden aus einem Holzgerüst und Birkenrinde. Sie sind oben offen, werden im Kniesitz (der Bequemlichkeit wegen auch oft im Sitzen) und mit einem Stechpaddel vorwärtsbewegt. Kanadier gelten als die gemütlichen Familien-Vans unter den Kanus.

Kajaks entstanden aus dem Jagdboot der Inuit, sind (meist) bis auf eine Sitzluke geschlossen und werden mit einem Doppelpaddel gesteuert.

Perfektionisten differenzieren zwischen Kanadier (Bewohner Kanada) und Canadier (Boot) – in Deutschland ist aber die Schreibweise mit »K« geläufiger, weswegen sie hier gewählt wurde. Dank ihrer enormen Nutzlast und der einfachen Beladungsmöglichkeit sind die offenen Kanadier ausgezeichnete Boote für längere Touren und perfekt für Mehrtagestouren auf Zahmwasser mit viel Gepäck, wie zum Beispiel für ausgedehnte Kanutouren in Schweden. Aufgrund ihres großen Platzangebotes sind sie aber auch für Ausflüge mit der Familie bestens geeignet. Ihr breiter Rumpf macht Kanadier sehr kippstabil und einfach zu paddeln. Allerdings sind sie daher auch nicht so schnell wie ein schnittigeres Kajak.

Die nordamerikanische Herkunft spiegelt sich bei vielen Kanadiern noch in ihrer Längenbezeichnung wieder. Kandier werden gewöhnlich in der Einheit Fuß (1′ = 30,48 cm) gemessen und klassifiziert. Globetrotter gibt immer auch die metrische Länge an.

Vor- und Nachteile eines Kanadiers:

PRO

  • große Zuladung
  • einfach zu beladen
  • einfacher Ein- und Ausstieg
  • leicht zu erlernende Fahrtechnik
  • gutmütige Fahreigenschaften
  • großes Platzangebot, ideal für Familien

CONTRA

  • weniger schnell
  • windanfällig als ein Kajak
  • groß, schwieriger Transport bei Festrumpfbooten
  • nicht für das Meer geeignet

Wo möchtest du mit deinem Kanadier paddeln?

Weißt du schon, auf welcher Art von Gewässer du hauptsächlich paddeln möchtest? Dann bist du bei der Vorauswahl deines Kanadiers schon einen Schritt weiter:

  • Kanadier für ruhige, offene oder langsam strömende Gewässer haben zumeist eine stabile Plattform sowie eine sichere Wasserlage und sind eher auf gute Laufeigenschaften getrimmt. Auf weitläufigen Wasserflächen brauchst du keinen Kanadier mit einem hohen Maß an Wendigkeit, hier zählen Spurtreue und Leichtlauf. Auf offenen Gewässern, aber auch auf großen Flüssen mit stärkerer Strömung musst du jederzeit mit Wind, Wellen und vielleicht Schiffsverkehr rechnen. Hoher Freibord mit gutem Spritzwasserschutz ist von Vorteil. Kanadier für Gewässer mit großer Wassertiefe (seltene Grundberührungen) müssen nicht übermäßig robust sein, hier zählen eher geringes Gewicht und eine gute Formstabilität. Beides beeinflusst Laufeigenschaften und Handling deines Kanadiers positiv. Wenn du einen gemütlichen, gutmütigen Kanadier für kurze Ausflüge oder Tagestouren möchtest, in den du leicht ein- und aussteigen kannst, bist du mit einem Freizeitkanadier gut beraten. Für längere Fahrten auf Seen und Zahmwasser mit viel Gepäck eignen sich effiziente Touren- und Langstreckenkanadier deutlich besser.
  • Kanadier für schnellfließendes, eher unruhiges Wasser sind auf Wendigkeit und Manövrierfähigkeit optimiert (kürzere Kiellinie, hochvolumige Enden, leichter V-Rumpf), sodass du mit deinem Boot Hindernisse schnell umrunden und enge Kurven fahren kannst. Sie verfügen über ein hohes Maß an Sekundärstabilität: Das bedeutet, sie fühlen sich anfangs kippfreudiger an, aber man kann das Boot stark auf die Seite stellen (aufkanten), ohne zu kentern. Es klingt überraschend, aber das Aufkanten sorgt bei schneller Seitenströmung oft für eine stabilere Wasserlage und das Manöver kann eine Kenterung verhindern. Kanadier für Fließgewässer sollten robust sein, weil du mit Felskontakten und Grundberührungen rechnen musst. Außerdem benötigen sie hochgezogene Bordwände, damit keine Wellen ins Bootsinnere schwappen können. Das Angebot an Kanadiern reicht von wendigen Freizeitkanadiern über gemütliche Flusstourer bis hin zu speziellen Wildwasserkanadiern.
  • Hier kommen Wind, Wellen, Strömungen, Gezeiten und noch mehr ins Spiel. Die offene See ist ein Paddelrevier für Experten und schnelle, geschlossene Kajaks! Kanadier sind für das Paddeln auf dem offenen Meer aufgrund ihrer Windanfälligkeit und der offenen Bauweise nicht geeignet. Möchtest du auf dem Meer oder in Küstennähe paddeln, brauchst du ein Kajak. Mehr darüber erfährst du in der Kaufberatung Kajak.

Welche Arten von Kanadiern gibt es?

Es gibt viele verschiedene Arten von Kanadiern, die je nach Einsatzzweck für bestimmte Gewässerbedingungen, Streckenlängen und Aktivitäten entwickelt wurden. Häufig werden Kanadier in vier Grundkategorien eingestuft. Auch hier orientieren sich viele Hersteller und Anbieter an einer Klassifizierung aus dem Mutterland der Kanadier. Man unterscheidet in Recreational Canoes (Freizeitkanadier), Touring Canoes (Wanderkanadier), Tripping Canoes (Langstreckenkanadier) und Riverrunning Canoes (Flusstourer).

Freizeitkanadier

Freizeitkanadier machen Spaß, sind leicht zu paddeln und eignen sich perfekt zum Paddeln auf Zahmwasser und kleinen Flüssen, denn diese beliebten Bootstypen sind echte Allrounder.

Freizeitkanadier überzeugen mit einer sehr sicheren Wasserlage, guter Wendigkeit und gutmütigen Fahreigenschaften. Sie sind eher kompakt in ihren Ausmaßen, meist relativ kurz und breit. Ihre Länge beträgt zwischen 13′ und 16′ (ca. 400 bis 500 cm) und ihre Breite oft mehr als 90 cm.

Freizeitkanadier werden zumeist mit einem flachen, breiten Unterschiff gebaut. Das macht sie sehr kippsicher, allerdings sind sie deshalb auch eher langsam. Aufgrund ihrer kompakten Ausmaße lassen sie sich noch unproblematisch auf dem Autodach transportieren. Freizeitkanadier sind meist preiswerter, robust und langlebig und eignen sich daher perfekt für Einsteiger, Familien und Gelegenheitspaddler. Es gibt sie in unterschiedlichsten Materialvarianten.

  • Geeignet für: Zahmwasser, Kleinflüsse, Anfänger, Familien, Tagestouren, Wochenendtrips
  • Nicht geeignet für: Leichtes Wildwasser, Langstrecke, viel Gepäck

PRO

  • Gutmütig
  • Robust
  • Günstig
  • Vielseitig
  • Kompakt zum Transportieren

CONTRA

  • Langsam
  • Oft schwer

Wanderkanadier

Wanderkanadier sind länger und schlanker als ein Freizeitkanadier. Aufgrund ihres hervorragenden Leichtlaufs und ihrer Spurtreue werden mit einem Wanderkanadier auch lange Etappen zum kurzweiligen Vergnügen. Große Seen und Flüsse sind das bevorzugte Terrain eines Tourenkanadiers.

Wanderkanadier sind zumeist zwischen 15′ und 18′ (460 bis 550 cm) lang, haben ein eher schmales Unterschiff mit einem leichten Rund- oder V-Boden. Das verhilft ihnen zu gutem Geradeauslauf und hoher Geschwindigkeit. Die Wasserlage dieser auf Effizienz getrimmten Boote ist etwas kippeliger als bei den breiten Freizeitkanadiern, auch die Wendigkeit fällt der außerordentlichen Spurtreue zum Opfer.

Neben ihren Laufeigenschaften punkten Wanderkanadier auch mit einer hohen Tragfähigkeit für große Lasten. In einen Wanderkanadier passt das Gepäck von zwei bis drei Paddlern, die tagelang unterwegs sein wollen. Wanderkanadier gibt es in vielen Materialvarianten, wobei Leichtbaumaterialien die Fahreigenschaften positiv beeinflussen.

  • Geeignet für: Zahmwasser, große Gewässer, Mehrtagestouren, Langstrecke, viel Gepäck
  • Nicht geeignet für: Leichtes Wildwasser, Kleinflüsse, Anfänger

PRO

  • Schnell
  • Spurtreu
  • Hohe Zuladung

CONTRA

  • Etwas kippelig
  • Weniger wendig

Langstreckenkanadier

Diese langen und massiven Kanadier sind für umfangreiche Fahrten und schwere Lasten konzipiert. Langstreckenkanadier sind Ausdauerwunder und perfekt für Touren abseits der Zivilisation mit Campinggepäck und Proviant für viele Tage oder sogar Wochen!

Ein guter Langstreckenkanadier kommt mit verschiedenen Gewässerbedingungen zurecht, bietet dabei aber auch noch gewaltige Zuladung, gute Laufeigenschaften und die nötige Robustheit. Viele Langstreckenkanadier offenbaren ihre Laufeigenschaften erst unter Beladung, denn darauf sind diese »Lastkähne« spezialisiert. Üblicherweise sind Langstreckenkanadier 18′ bis 20′ (550 bis 600 cm lang).

Die Fahreigenschaften sind ausgewogen und gutmütig. Langstreckenkanadier sind auch die idealen Familienkanadier. Unmengen an Zuladung (nicht selten über 500 kg) und hohe Bordwände bieten nämlich nicht nur großen Gepäckmengen Platz und Schutz vor Nässe, auch Kinder (und Eltern) fühlen sich in den großen, sicheren Booten sehr wohl. Langstreckenkanadier aus Polyethylen bieten die nötige Robustheit, laminierte Kanadier sorgen für geringeres Gewicht und gutes Handling. Aufgrund ihrer Ausmaße beanspruchen Langstreckenkanadier an Land und auf dem Auto viel Platz.

  • Geeignet für: Seen und Flüsse, Kanucamping, Langstrecke, sehr viel Gepäck, Familien
  • Nicht geeignet für: Leichtes Wildwasser, Kleinflüsse,

PRO

  • gutmütig
  • sehr spurtreu
  • sehr hohe Zuladung
  • familienfreundlich

CONTRA

  • groß und schwer
  • schwierig zu transportieren

Flusstourer

»River Running Canoes« sind die Vergnügungsdampfer unter den Kanadiern, ideal für spritzige und flotte Gewässer. Mit einem Flusstourer kannst du kurvenreiche Kleinflüsse paddeln, aber auch leichtes, offenes Wildwasser (WW I-III). Fließgewässer-Kanadier sind recht bullig und voluminös in ihrer Form, haben eine stark aufgebogene Kiellinie, hohe Seitenwände um Wellen und Spritzwasser abzuhalten, sowie einen leichten Rundboden im Unterschiff.

Die Kombination dieser Konstruktionsmerkmale bietet ein Höchstmaß an Manövrierfähigkeit, Wendigkeit und sicherer Wasserlage in bewegtem Wasser. Flusstourer sind selten länger als 16′ (490 cm), die reduzierte Länge unterstützt ebenfalls ihre Wendigkeit. Typischerweise werden die River Runner aus robustem, schlagfestem Material wie Polyethylen gefertigt, das macht sie widerstandsfähiger gegen Felskontakt und Grundberührungen. Häufig sind neuralgische Stellen am Rumpf verstärkt, deshalb ist diese Kanadiergattung zumeist etwas schwerer als andere Kanadier in vergleichbarer Größe. Flusstourer gibt es als Solo- oder Tandem-Kanus.

  • Geeignet für: Flüsse, Kleinflüsse, Leichtes Wildwasser
  • Nicht geeignet für: Langstreckenfahrten auf offenen Gewässern

PRO

  • leicht zu manövrieren
  • sehr robust
  • sehr guter Spritzwasserschutz

CONTRA

  • wenig spurtreu
  • eher schwer

Wieviele Sitzplätze hat ein Kanadier?

Die meisten Kanadier haben zwei Sitze, das ist die populärste und am häufigsten verkaufte Variante. Es gibt aber auch Solo-Kanadier mit nur einer Sitzbank und Kanadier für drei und mehr Mitpaddler. Einen 3er-Kanadier kann man auch Solo von der Mittelbank aus steuern. Je mehr Sitzplätze, desto länger, schwerer und unbeweglicher wird das Boot, es hat dann aber auch eine beträchtliche Zuladung. Bei einem 4er-Kanadier musst du mit einer Mindestlänge von 17′ (> 500 cm) rechnen. Für ganz gesellige Touren gibt es »Mannschaftskanadier«, die 5, 6, 8 oder sogar 10 Paddlern Platz bieten.

Wie lang und breit soll ein Kanadier sein?

Dir ist inzwischen wahrscheinlich schon klar, dass es bei einem Kanadier keine Einheitsgröße geben kann. Das Design – und somit auch Länge, Breite und Tiefe eines Kanadiers – hat einen direkten Einfluss darauf, wie sich das Boot auf dem Wasser verhält. Ein Kanadier, der für eine effiziente Fahrweise designt wurde, ermöglicht schnelles Paddeln mit weniger Kraftanstrengung. Ein Kanadier, dessen Manövrierbarkeit optimiert wurde, lässt sich schnell drehen und fährt mühelose Kurven. Wenn du die Konstruktionselemente besser verstehst, kannst du die Auswahl an Kanadiern besser eingrenzen und eine fundierte Entscheidung treffen. Die am leichtesten erkennbaren Merkmale sind Länge, Breite und Tiefe, sie spielen auch bei der möglichen Zuladung eine mitentscheidende Rolle.

  • Länge: Längere Boote sind in der Regel schneller und haben einen besseren Geradeauslauf. Vor allem Boote ab 16′ Fuß (490 cm) überzeugen mit gutem Leichtlauf. Längere Kanadier lassen sich, wenn man sie einmal auf Geschwindigkeit gebracht hat, leichter über lange Strecken paddeln. Außerdem halten sie besser ihren Kurs und tragen schwere Lasten. Kanus im Bereich von 16′ bis 17′ Fuß (490 bis 520 cm) gehören zu den beliebtesten Booten. Sie bieten einen sehr guten Kompromiss aus Geschwindigkeit, Handlichkeit und Zuladung. Planst du lange Touren mit viel Gepäck, solltest du einen Kanadier von mindestens 17′ Fuß Länge in Betracht ziehen. Kürzere Boote sind deutlich wendiger, leichter zu manövrieren und werden weniger vom Wind beeinflusst. Außerdem wiegen sie weniger und sind einfacher zu transportieren. Die »richtige« Länge deines Kanadiers ist immer ein Kompromiss zwischen guten Laufeigenschaften und Manövrierbarkeit.
  • Breite: Im Allgemeinen gilt: je breiter das Boot, desto stabiler und sicherer liegt es im Wasser, büßt aber auch an Tempo ein. Schlanke Kanadier lassen sich schneller, effizienter und kraftsparender paddeln. Schmalere Boote sind etwas »kippeliger«, dafür aber »feinfühliger« beim Aufkanten. Die »richtige« Breite ist ein Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und stabiler Wasserlage.
  • Tiefe: Die Tiefe ist der Abstand zwischen dem Süllrand eines Kanadiers und dem Boden des Bootes. Tiefe Boote haben hohe Seitenwände, sie erlauben hohe Zuladung und bieten Schutz vor Wellen. Je höher die Seitenwände sind, desto stärker wird der Kanadier jedoch vom Wind beeinflusst. Flache Kanus sind weniger windanfällig, aber anfälliger für Spritzwasser und Wellen und haben eine geringere Zuladung. Eine Persenning (Überzug für den gesamten Kanadier) kann Wellenschlag und Spritzwasser abhalten.
  • Zuladung: Die Zuladung deines Kanadiers hängt vor allem von der Länge, Breite und Tiefe des Bootes ab. Ein größerer Kanadier (Länge, Breite und Tiefe) hat im Allgemeinen eine höhere Nutzlast als ein kleinerer Kanadier. Die meisten Hersteller geben die maximale Zuladung (Paddlergewicht + Ausrüstung) ihrer Kanadier an. Bei voller Beladung soll die tiefste Stelle der Bordwand noch mindestens 15 cm über Wasser liegen. Diese Angabe ist wichtig, wenn du eine mehrtägige Tour mit Gepäck planst. Aber Vorsicht: Manche Boote werden sehr kippelig und verlieren an Effizienz, wenn sie schwer beladen sind, andere Modelle brauchen hingegen eine gewisse Grundbeladung und Gewichtsverleitung für eine akzeptable Wasserlage. Da hilft nur Probepaddeln! Große Langstrecken- und Familienkanadier können eine Zuladung von über 500 kg haben und tragen locker drei Erwachsene Paddler mit Gepäck, oder auch zwei Erwachsene plus zwei Kinder, inklusive Gepäck.

Was für eine Rolle spielt die Form eines Kanadiers?

Das Unterschiff ist der unter Wasser liegende Teil des Bootsrumpfes. Die Form des Unterschiffs beeinflusst neben der potenziellen Geschwindigkeit eines Kanadiers auch in großem Maße die Stabilität und das Handling auf dem Wasser. Ein schmales, rundes oder kielförmiges Unterschiff ermöglicht hohe Geschwindigkeiten, ist aber auch instabil. Je flacher das Unterschiff, umso höher ist die Stabilität eines Bootes, gleichzeitig verringert sich jedoch die Performance des Kanadiers. Es gibt vier Grundtypen von Unterschiffen, aber oft findest du auch Kombinationen der verschiedenen Rumpfformen:

  • Flachboden: Kanadier mit einem flachen Unterschiff bieten eine ausgezeichnete Anfangsstabilität und sichere Wasserlage. Sie eignen sich perfekt fürs Flachwasserpaddeln und gemütliche Kanutouren. Boote mit flachem Boden sind vergleichsweise wendig, aber auch recht langsam, vor allem mit großer Beladung. Ab einer Länge von 15′ Fuß (450 cm) verliert ein flaches Unterschiff an Steifigkeit und es neigt zum Schwabbeln.
  • Rundboden: Diese Unterschiffform ist praktisch das Gegenteil eines flachen Bodens. Ein Kanadier mit Rundboden bietet sehr wenig Anfangsstabilität, aber du kannst das Boot extrem stark aufkanten, ohne dass es umkippt (hohe Endstabilität). Diese kippelige Variante ist nicht geeignet für Anfänger, aber Fortgeschrittene und Experten freuen sich über einen höchst effizient zu paddelnden und feinfühligen Kanadier. Diese Form findest du nur bei Hochleistungskanadiern, etwa bei extrem schnellen Langstreckenkanadiern oder Wettkampfbooten.
  • Flacher Rundboden: Diese Form ist ein alltagstauglicher Kompromiss zwischen Flach- und Rundboden. Der flache Rundboden verbindet gute Fahreigenschaften mit einer ausgewogenen Wasserlage und sorgt für eine akzeptable Rumpfsteifigkeit. Aufgrund einer ausgezeichneten Balance aus Spurtreue, Geschwindigkeit und Manövrierbarkeit ist diese Form bei Kanadiern am häufigsten anzutreffen.
  • V-Boden: Rümpfe mit V-Boden haben einen etwas ausgeprägteren Kiel als ein Rumpf mit flachem Boden. Sie bieten eine gute Mischung aus Anfangs- und Sekundärstabilität mit noch besserer Spurtreue. Der Nachteil ist ein erhöhter Tiefgang und dass ein unbeladenes Boot immer leicht zur Seite kippt.
  • Kiellinie: Eine lange, flache Kiellinie sorgt für sehr gute Spurtreue und Leichtlauf, allerdings auf Kosten der Wendigkeit. Ein Kanadier mit viel Kielsprung (aka Rocker oder Scoop), also einer stark aufgebogenen Kiellinie, ist sehr wendig, aber schwieriger zum Geradeauspaddeln und weniger schnell. Langstrecken- und Tourenkanadier haben kaum Kielsprung, ein Wanderkanadier etwas und ein Flusstourer am meisten.

Aus welchem Material bestehen Kanadier?

Gewicht, Haltbarkeit und Kosten eines Kanadiers hängen vor allem vom Material ab, aus dem das Boot hergestellt wird. Das Material trägt aber auch mitentscheidend zu den Fahreigenschaften eines Kanadiers bei, je nachdem, ob der verwendete Werkstoff leicht oder schwer, steif oder eher weich ist.

Je leichter der Kanadier, desto einfacher ist er zu transportieren, lässt sich einfacher manövrieren, beschleunigen und auf Geschwindigkeit halten. Glattere und steifere Rumpfmaterialien reduzieren den Wasserwiderstand und verbessern die Laufeigenschaften. Robuste Materialien sorgen für lange Haltbarkeit, vor allem wenn dein Kanadier häufigen Fels- und Steinkontakt überstehen muss.

Allerdings haben leichte Materialien im Bootsbau ihren Preis. Die gängigsten Materialien bei der Herstellung von Kanus sind Polyethylen (PE), Fiberglas (GfK) und Laminate aus Aramid (Kevlar).

Polyethylen-Kanadier

… werden in einem als »Rotomolding« bezeichneten Verfahren geformt, bei dem Kunststoffgranulat in eine Hohlform des Kanadiers geschüttet wird. Die Form wird dann erhitzt und gedreht, bis der Kunststoff schmilzt und die Innenseite der Form bedeckt. Nachdem der Kunststoff abgekühlt und aus der Form entfernt wurde, bleibt ein Kanadier übrig, der aus einem einzigen Stück Kunststoff besteht.

PE ist preiswert und sehr abriebfest, allerdings auch schwer und weniger formstabil als andere Herstellungsarten. Sehr einfache (Freizeit-)Kanadier werden aus einlagigem Kunststoff hergestellt, diese Boote neigen aber dazu, sich im Laufe der Zeit zu verformen und sind anfällig für UV-Schäden.

Häufiger wird 3-lagiges Polyethylen verwendet. Bei dieser Bauweise umschließen dichte PE-Schichten einen geschlossenzelligen PE-Schaumkern. Dadurch entsteht eine steife und formstabile Schale, leichter als einlagiges PE, aber dennoch recht schwer. Polyethylen findest du in der Regel bei Freizeitkanadiern der Einsteigerklasse und bei robusten (Fluss)Tourern. So haltbar PE-Kanadier auch sind, im Fall einer Beschädigung sind sie nur schwer zu reparieren.

Ideal für: Paddler, die sich nur wenig um ihr Boot kümmern möchten.

PRO

  • pflegeleicht
  • sehr robust

CONTRA

  • relativ schwer
  • Abrieb kann den Rumpf aufrauen und die Geschwindigkeit mit der Zeit verringern
  • anfällig für UV-Strahlen; sollte vor direktem Sonnenlicht geschützt gelagert werden
  • schwer zu reparieren

Fiberglas

Kanadier aus GfK überzeugen dank steifer Form mit guten Laufeigenschaften, mit einem moderaten Gewicht und einem verhältnismäßig günstigen Preis. Bei der Herstellung werden in Handarbeit mehrere Lagen aus Fiberglasmatten in die Bootsform gelegt und mit Polyesterharz getränkt. Nach Aushärtung der Form ist das Boot bereit zum weiteren Ausbau.

GfK ist relativ leicht und steif, aber auch recht spröde. Kanus aus Fiberglas sind leicht zu reparieren. GfK eignet sich für alle Arten von Zahmwasserkandiern. Für den Einsatz bei Flusstourern und Wildwasserkanadiern reicht die Stoßfestigkeit von GfK nicht aus.

Ideal für: Kostengünstige und relativ leichte Tourenkanadier

PRO

  • leicht
  • gute Laufeigenschaften durch Formstabilität
  • Günstiger als Kevlar

CONTRA

  • spröde
  • geringere Stoßfestigkeit als PE
  • teurer als PE

Aramid

Aramid ist ein Faserverbundwerkstoff, der 5-10 Mal stärker ist als Stahl! Mit Aramid hergestellte Kanadier sind etwa 20 % leichter als Kanus aus GfK. Aramid wird manchmal allein verwendet, aber es wird häufig mit anderen Geweben wie Fiberglas oder Carbon kombiniert. Markennamen unter denen Aramid-Fasern vertrieben werden sind unteranderem: Kevlar, Nomex und Twaron.

Aramid ist das Material der Wahl, wenn du einen extrem leichten und steifen Kanadier möchtest, Eigenschaften, die du auf einer Tour mit häufigen Portagen zu schätzen lernen wirst. Wie Fiberglas ist Aramid leicht zu reparieren. Kanadier aus Aramid mögen teuer sein, aber ihr geringes Gewicht, ihre Haltbarkeit und ihre hervorragenden Laufeigenschaften machen die Investition meist wett.

Ideal für: Paddler, die das Optimum an Fahreigenschaften von ihrem Kanadier erwarten und auch bereit sind, den Preis dafür zu bezahlen.

PRO

  • sehr leicht
  • sehr verwindungssteif
  • beste Fahreigenschaften

CONTRA

  • relativ teuer
  • empfindlicher gegen mechanische Beanspruchung als PE

Wie transportiere ich einen Kanadier?

Michael Neumann

Bevor es ans Wasser geht, steht (fast) immer erst der Transport des Kanadiers an. Solange du einen Festrumpfkanadier hast, kommst du um den Transport mit dem Auto oder dem Bootswagen kaum herum. Dafür brauchst du einen für deinen Autotyp passenden Dachträger, der fachmännisch montiert ist und bei dem du die zugelassene Dachlast (Träger + Boot) nicht überschreitest. Meist liegt die maximale Dachlast zwischen 50 und 100 Kilo.

Den Kanadier befestigst du mit stabilen Zurrgurrten – nicht mit Ratschengurten. Insbesondere bei empfindlichen Booten mit Holzsüllrand legst du auf die Dachträger lieber noch eine schützende Polsterung. Dein Kanadier darf vorne nicht überstehen, nach hinten bis 1 Meter. Mit einer roten Fahne und Beleuchtung bei Nacht, darf das Boot bis 1,5 m überstehen. Ist dir das zu kompliziert und beschwerlich, kannst du dir auch ein im Kofferraum leicht zu verstauendes Reiseboot zulegen. Hier geht es zur entsprechenden Kaufberatung.

Festrumpf-, Schlauch- oder Faltkanadier – was ist besser?

Starre Boote haben die besseren Fahreigenschaften, aber nicht jeder hat Platz in Garage, Keller oder auf dem Autodach für so ein Ungetüm. Dann ist ein Reiseboot eine gute Alternative:

Festrumpfkanadier

Festrumpf-, oder auch Hartschalenkanadier genannt, haben dank ihrer Formsteifigkeit bessere Laufeigenschaften als zerlegbare Kanadier. Sie punkten auch mit längerer Haltbarkeit, da sie weniger verschleißen und benötigen weniger Pflege im Vergleich zu verpackbaren Kanus.

Der Nachteil von starren Booten ist ihr hohes Gewicht und die zum Teil erheblichen Ausmaße. Festrumpfkanadier muss man nicht nur vom Autodach zum Gewässer tragen, auch Portagen (Umtragen von unbefahrbaren Gewässerpassagen) auf längeren Touren können sehr kräftezehrend werden. Vor allem einfache Kanadier im unteren Preissegment können schon einmal 40 kg und mehr wiegen!

Und einen über fünf Meter langen Langstreckenkanadier kann man auch nicht in jedem Keller verstauen!

  • Geeignet für: Paddler mit eigenem Auto oder Liegeplatz
  • Nicht geeignet für: Paddler ohne Lagermöglichkeiten

PRO

  • sehr gute Laufeigenschaften
  • robust
  • riesige Auswahl

CONTRA

  • eher schwer (wenn nicht Leichtbauweise)
  • unhandlich

Faltkanadier

Wenn du in einer kleinen Wohnung wohnst, eine Reise planst oder mit deinem Kanadier an einen abgelegenen Ort wandern möchtest, dann könnte ein Faltkanadier sinnvoll sein. Er ist zwar nicht so robust wie ein Hartschalenkanu, bietet aber eine vergleichbare Handhabung und leichtere Lagerung.

Faltkanadier bestehen aus einem zerlegbaren Innengerüst über das eine flexible, wasserdichte und robuste Bootshaut gezogen wird. Mit diesem Konstruktionsprinzip kommen Faltkanadier recht nah an Form und Fahrverhalten von Festrumpfbooten heran. Die Anzahl von Faltkanadierherstellern ist sehr überschaubar. In unserer Kaufberatung Reiseboote bekommst du noch mehr Informationen über Faltboote.

  • Geeignet für: Paddler mit wenig Lagerraum, Fernreisen (handliches Gepäck)
  • Nicht geeignet für: häufigen Steinkontakt

PRO

  • leichter Transport
  • einfache Lagerung
  • gute Laufeigenschaften

CONTRA

  • relativ lange Auf- und Abbauzeit
  • Außenhaut relativ empfindlich

Schlauchkanadier

Schlauchkanadier überzeugen mit ihrer simplen Art. Luftpumpe anschließen, aufpumpen, fertig! Schlauchkanadier bestehen aus Bodenluftkammern und Seitenkammern. Komplett mit Luft befüllt, erhalten die Schlauchkanus so ihre Form und Steifigkeit. Luftboote sind dank des gewaltigen Auftriebs praktisch unsinkbar, haben einen sehr geringen Tiefgang und sind äußerst leicht.

Formbedingt (flacher, breiter Boden) sind sie sehr kippsicher, allerdings auch relativ langsam und windanfällig. Auch der Stauraum fällt aufgrund der wulstigen Luftkammern kleiner aus. Luftboote sind ideal als unkomplizierte Familienkanus und für gemütliche Tagestouren. Perfekt auch für kleine Flüsse mit geringer Wassertiefe. Mehr über Luftboote erfährst du in unserer Kaufberatung Reiseboote.

  • Geeignet für: Paddler mit wenig Lagerraum, Fernreisen (handliches Gepäck), Familien
  • Nicht geeignet für: offene Gewässer, Langstrecken, häufigen Stein- und Grundkontakt

PRO

  • leichter Transport
  • einfache Lagerung
  • sehr schneller Auf- und Abbau
  • hohe Zuladung, enormer Auftrieb, Sicherheit beim Kentern

CONTRA

  • windanfällig
  • langsam
  • wenig Stauraum

Welches Zubehör brauche ich noch zum Kanadierfahren?

Mit einem Kanadier alleine kommst du nicht weit. Du brauchst ein Mindestmaß an zusätzlicher Ausrüstung. Dazu gehören Paddel, Schwimmweste und häufig auch ein Kälteschutz.

  • Paddel: Neben dem Boot ist ein Paddel das wichtigste Werkzeug beim Kanufahren. Selbst eine kurze Kanutour erfordert Tausende von Paddelschlägen und das Paddel liegt vom Einsteigen bis zum Ende deiner Kanutour praktisch permanent in deinen Händen. Ohne Paddel kommt dein Boot erst gar nicht in Schwung. Es ist also kein Wunder, dass ein Paddel eine ganz zentrale Rolle bei der Konfiguration deiner Ausrüstung spielt. Kanadierpaddel gibt es in unterschiedlichsten Längen, Formen und Preisen. Aber auch auf Gewicht, Material und Verarbeitung solltest du beim Kauf eines Paddels achten. Mehr über Kanadier-Paddel erfährst du in unserer Kaufberatung.
  • Schwimmwesten: Schwimmwesten sind bei jeder Paddeltour ein Muss – insbesondere bei Kälte und bei starker Strömung. Ungeübte Schwimmer (Kinder!) benötigen eine vollwertige Rettungsweste, die einen im Wasser in Rückenlage drehen. Ansonsten sind im Kanusport »Paddelwesten« üblich. Diese Schwimmwesten geben nur Auftriebshilfe, sind aber nicht ohnmachtssicher. Schwimmhilfen wie Schwimmflügel oder ähnliches gehören nicht in ein Kanu. Mehr über Schwimmwesten erfährst du in unserer Kaufberatung Kanubekleidung.
  • Kleidung: »Dress for water, not for air.« Übersetzt heißt das: Deine Bekleidung soll der Wassertemperatur angepasst sein und nicht der Lufttemperatur. Kaltes Wasser leitet die Wärme eines Körpers bis zu 25-mal schneller ab als kalte Luft. Deshalb brauchst du beim Paddeln auch im Sommer einen Kälteschutz (z. B. Neopren, Handschuhe), wenn das Wasser kälter als Badetemperatur ist. Bei widrigen Wetterbedingungen (Wind, Regen, Kälte) zählt ein Kälteschutz zur Grundausstattung. Mehr über Kälteschutz erfährst du in unserer Kaufberatung Kanubekleidung.

Wo kann ich mein Wunschmodell ausprobieren?

In Hamburg kannst du dein Wunschmodell direkt auf der Alster paddeln, in der Erlebnisfiliale Hamburg liegt eine große Testflotte zum Probepaddeln bereit und du kannst jedes Boot auf Herz und Nieren testen. In den Erlebnisfilialen Köln, München und Dresden kannst du Kajaks vor Ort in der Bootsabteilung im Kanu-Testbecken ausprobieren. Einfacher geht es nicht!

Im Frühjahr findet in den Städten Hamburg, Berlin, Frankfurt, Köln, Dresden, Stuttgart und München wieder unser Outdoor-Testival, die Freiluft statt. Dort hast du die Möglichkeit, dir selbst ein Bild zu machen und Kajaks direkt miteinander zu vergleichen. Für den Fall der Fälle sorgt dort dann auch die Wasserwacht für Sicherheit. Nur Wechselkleidung musst du selbst mitbringen.

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Und jetzt noch diese kleine Einführung und dann ab aufs Wasser.
Text: Globetrotter
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